Kindheit - Kindliche Lebensart und Spielsachen aus alten Tagen

erstellt: Di., 21.08.2015
geändert: Mo., 03.07.2016
 


 "Generationenbettchen" der Familie Böhm

In diesem Bettchen lagen und liegen seit fünf Generationen die Nachkommen der Familie Böhm (Immendorf). Geschreinert wurde es im Jahr 1899 für Johann Böhm, vermutlich von dessen Vater Michael, der mit seiner Familie 1914 von Niederberg nach Immendorf zu seinen Schwiegereltern zog, möglicherweise, weil er als Soldat in den 1. Weltkrieg ziehen musste und Frau und Kinder bei den Schwiegereltern versorgt wusste. Das Bettchen zog also ebenfalls mit um und wiegt seitdem die Nachkommen jeder Generation der Familie in den Schlaf. Natürlich erhielt es mehrfach einen frischen Anstrich oder gelegentlich einen neuen "Himmel". Auch wurde es mehrfach ausgeliehen, um Babys der Familie in anderen Orten zu beherbergen, doch immer kam es an seinen Warteplatz auf dem Speicher für den nächsten "Einsatz" nach Immendorf zurück.

Zur Verfügung gestellt von Maria Böhm.


 Opa und Enkel


Schreinermeister Peter Rosenbach mit seinem ersten Enkel Jörg. Früher war es ganz selbstverständlich, dass Kinder viele Bezugspersonen besaßen. Sie wuchsen zwar im Elternhaus auf, oft sogar in einem "Mehrgenerationen-Elternhaus", fühlten sich aber durchaus in vielen Häusern "daheim". Dass dabei Opa Peter mal kurz die Arbeit in der Werkstatt ruhen lassen konnte, um mit Enkel Jörg das Hausschwein im Stall zu besuchen, war ganz normal. Der Alltag war nicht so streng wie heute in Arbeits- und Freizeiten eingeteilt, sondern ähnelte durchaus einem äußerst flexiblen frühen "Gleitzeit-Modell". Was durch die Unterbrechung liegen blieb, wurde eben nachgearbeitet. Kinder waren Teil des Alltags und wurden ganz selbstverständlich in diesen integriert. Auch Nachbarschaften waren für Kinder noch bis in die zweite Hälfte des 20 Jh. oft selbstverständliche Anlaufpunkte, wobei viele Nachbarn als Nenn-Tanten und -Onkel durchaus enge Vertraute waren, in deren Scheunen, Schuppen und Hinterhöfen man wunderbar spielen konnte, die ein Auge auf die Kinder hatten, wenn Papa oder Mama mal weg mussten, die aber auch ohne den Unmut der Eltern zu erregen manchmal "erzieherische Maßnahmen" ergriffen, wenn die Spiele allzu sehr aus dem Ruder liefen. Ein wenig war das Dorf also wie eine "Großfamilie".   Bild zur Verfügung gestellt von Edmund ("Ebbu") Rosenbach.


 Schneewittchen und die sieben Zwerge


Schneewittchen, der schöne Prinz und die Zwergentruppe - Kindergärten leiteten auch schon in den 1940er Jahren dazu an, beim Einüben von Theaterstücken Teamgeist zu entwickeln und zu zeigen, wozu Kinder im Vorschulalter in der Lage sind.
Unter den Kindern rechts: Reinhold Neis, der - wie alle anderen Immendorfer Kinder auch - jeden Tag den Fußweg nach Arenberg in den Kindergarten zurücklegte.
Im Hintergrund: Markante Telegrafenleitungen mit Isolatoren aus Porzellan, die von der Niederberger Fritsch- Kaserne kommend entlang der L127 (früher B 49) in Richtung Montabaur verlaufen.
Das Bild wurde zur Verfügung gestellt von Reinhold und Annemie Neis, Immendorf.


Kleine Jungen beim Spiel


1942 - mitten im 2. Weltkrieg! So wenig brauchte es in dieser Zeit, um kleine Jungs im Spiel zu beschäftigen. Reinhold Neis und Aloysius Fell aus Immendorf spielen hier einträchtig mit einer Blechbüchse und einem Eimerchen an einem Sand- oder eher "Dreck"haufen zwischen Hof und Straßenrand. 
Was uns heute wie eine "ländliche Idylle" anmutet, war in dieser Zeit "ganz normal"; selbst das frei umher laufende Huhn spiegelt die Normalität der Zeit wieder, hatten doch viele Leute z. B. Hühner, Kaninchen oder Ziegen, die die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln sicherten.
Zur Verfügung gestellt von Reinhold und Annemie Neis, Immendorf.


Pastorspiel für Jungen


Die kirchlichen Feiertage haben stark den Jahresablauf bestimmt. So war es nicht erstaunlich, dass es Spielzeug für Jungen gab, um „Pastor“ zu spielen. Nachbildungen der kirchlichen gebräuchlichen Gegenstände wie Monstranz, Vortragekreuz, Weihwasserkessel, Hostienbehälter mit Patene (früher gab es keine Handkommunion, damit die Hostie bei der Gabe nicht versehentlich herunterfiel, wurde die Patene unter das Kinn gehalten) etc.
In der Nachkriegszeit wurden selbstgebastelte Altäre und Messutensilien verwandt.
(Aus:
„Lay – wie es früher war“ herausgegeben vom vhs- Arbeitskreis „Rund um Lay“ 2013 von Hedwig Herdes, Rolf Morbach und Richard Theisen, Foto: Hedwig Herdes).
Mit weitgehend identischen Gegenständen aus dem kargen Spielzeugbestand meines Vaters Hans Böhm spielten wir Kinder noch in den 1950er/60er Jahren, wobei ein Nachbarjunge in "Messgewändern" aus Gardinenstoff den "Pastor" spielte und meine Schwestern und ich die "Messdiener" (was in der Realität für Mädchen in dieser Zeit noch längst nicht möglich war). Unsere „lateinischen“ Messgebete spotteten sicher jeder Beschreibung und als "Altar" diente ein Brett über zwei Holzböcken in unserer Scheune.                                                                  
  


Englische Bank mit Puppen

Die Bank ist heute der Lieblingsplatz teils historischer Puppenkinder. Die beiden mittleren Puppen kommen aus der ältesten deutschen Puppenmanufaktur „Schildkröt“, die zwischen 1896 und 1940 Puppen aus Celluloid herstellte. Danach lösten die Kunststoffe Tortulon und später Vinyl das Rohmaterial Celluloid für die Puppenkinder ab. Die Puppe rechts ist eine Porzellanpuppe. Puppen dieser Art waren wertvolle, aber leider arg zerbrechliche Exemplare vor Anbruch des „Kunststoff-Zeitalters“. Puppen in vielerlei Varianten dienten als Spielzeug über Jahrhunderte dazu, vornehmlich Mädchen auf ihre Rolle als Mutter und Hausfrau vorzubereiten.


Puppe (1914)


Schon über 100 Jahre alt ist dieses neu eingekleidete Puppenkind (vermutlich von Simon & Halbig, Germany) mit wunderbar lebendigem Echthaar-Bisquitporzellankopf, bewimperten Schlafaugen und keramikartigem Körper. Arme und Beine sind bereits beweglich, was für Puppen dieses Alters längst nicht selbstverständlich ist. Es dürfte also für seine stolze Puppenmutter ein sehr "wertvolles Kind" gewesen sein. 


Puppen (um 1950)

Links ein Puppenkind aus der DDR, rechts ein Exemplar von Schildkröt, beide bereits mit "Schlafaugen". Puppen wurden von ihren "Müttern" oft fantasievoll und in schönster Handarbeit eingekleidet.

Siehe auch Beschreibung wie vor.

Zur Verfügung gestellt von Rosi Lässig, Immendorf. 


Puppenküche (1958)

Die "hochmoderne" Puppenküche mit Einbaumöbeln, Elektroherd, "fließendem" Wasser und aufziehbarer Pendeluhr war das allerschönste Weihnachtsgeschenk. Sie verschwand aber stets einige Wochen nach Weihnachten wieder auf dem Speicher, da es in der Famileinküche an Platz mangelte. Etliche Jahre wurde das gute Stück zu jedem Weihnachtsfest neu befüllt unter dem Gabentisch präsentiert. Da Herdplatten und Backofen wirklich heiß wurden, konnte ihre stolze Besitzerin tatsächlich in dieser Puppenküche kochen.
Zur Verfügung gestellt von Elfriede Böhm, Immendorf.


 Puppenstube (um 1950)

 
Leider nicht mehr ganz vollständig ist die Möblierung der kleinen Puppenstube, dennoch ist noch das typische Möbelsortiment von Wohnstuben der 1950er Jahre und einige weiße Schlaf- zimmermöbelchen aus den 1930er/40er Jahren erkennbar.

Zur Verfügung gestellt von Maria Böhm, Immendorf. 

 
Kaufmannsladen (ca. 1930)

 
Mit einem solchen Kaufladen spielten Kinder das Einkaufen nach, das in der ersten Hälfte des 20. Jh. noch ganz anders funktionierte als heute. Die meisten Waren wurden in loser Form zum Abwiegen oder Abzählen angeboten. Aus einer Vielzahl verschiedener Schubkästen, Kisten, Eimer oder Fässer erhielten die Kunden ihren Einkauf in mitgebrachte Gefäße oder Papiertüten verpackt mit nach Hause.

Zur Verfügung gestellt von Elfriede Böhm, Immendorf.


Schwarzwaldhaus


Eine sehr kreative Urlaubsnachbereitung ist dieses selbst gebaute Schwarzwaldhaus, das Vater und Tochter nach einem Schwarzwaldurlaub aus ganz unterschiedlichen Materialien, wie einer Formmasse, Holz, Stroh, echten Pflanzenteilen und Textil, sehr kunstvoll gebaut haben. Selbst an eine Bewohnerin für die Idylle wurde gedacht. 


 Dampfmaschine (ca. 1950)


Eine solche Dampfmaschine war in der ersten Hälfte des 20. Jh. ein sehr beliebtes Spielzeug von hohem Lernwert insbesondere für technisch oder handwerklich interessierte Jungen, die dadurch nicht selten eine frühe Prägung für ihre spätere berufliche Richtung erhielten.
Heute sind Dampfmaschinen ein Generationen verbindendes Spielzeug, an dem Großväter und Enkel gleichermaßen Freude haben.

Zur Verfügung gestellt von David Staab, Lahnstein. 


 Puppenbügeleisen (ca. 1940)


Zum rollenprägenden Bild gehörte für die Mädchen natürlich auch der Umgang mit allerlei Haushaltsgerät, wie z. B. einem Bügeleisen. Dieses hier wurde am Küchenherd erwärmt und diente dazu, die Kleider der Puppenkinder nach dem Waschen auch fein ordentlich zu bügeln.

Zur Verfügung gestellt von Rosi Lässig, Immendorf. 


 Poesiealben


Das Poesiealbum war noch in den 60er Jahren des 20. Jh. ein beliebtes Geschenk hauptsächlich für Mädchen ab etwa 10 Jahren. Es diente dazu, dass Verwandte, Lehrer/-innen, Freundinnen/Freunde und sonstige Weggefährten zur Erinnerung an gemeinsame Lebensabschnitte Zitate, Reime, Verse u. ä., meist Zwei- oder Vierzeiler, auf einer der leeren Albumseiten eintrugen. Diese wurden dann fantasievoll mit Zeichnungen, Ornamenten, (Glanz-)Bildchen usw. dekoriert. Seine Blütezeit erlebte das Poesiealbum im 19. Jh., als Mitglieder literarischer Zirkel sich gegenseitig mit Versen und künstlerischen Beiträgen in dafür angeschafften Heften „verewigten“. Im 20. Jh. galt es unter Kindern durchaus als Vertrauens- und Freundschaftsbeweis, sich in ein solches Album eintragen zu dürfen.
Zur Verfügung gestellt von Elfriede Böhm, Immendorf.