Bildung & Schule - So lernte man früher !

erstellt: Di., 04.08.2015
geändert: So., 14.05.2016


 Abakus – „Rechenmaschine“


Eine solche bzw. ähnliche Rechenhilfe kann bereits auf eine etwa 3000-jährige Tradition zurückschauen. In ganz unterschiedlichen Kulturen war er in ähnlicher Weise vorhanden. Die auf Drähten laufenden Kugeln stellen dabei durch ihre Lage eine bestimmte Zahl dar und es wird normalerweise ein Stellenwertsystem zugrunde gelegt. Ein Abakus ermöglicht die Durchführung der Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Eine „Rechenmaschine“ wie der hier abgebildete Abakus wurde von Kindern der ersten Schuljahre noch bis weit ins 20. Jh. verwendet. Heute sind auch die Kinder längst auf elektronische Rechenhilfen „umgestiegen“.
(Das Fotomotiv ist neben vielen weiteren Zeugnissen regionaler Geschichte zu finden im Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg). Foto: Elfriede Böhm
 


 Dorfschule im 19. Jahrhundert


Ein typischer Klassenraum der Dorfschule des 19. und frühen 20. Jh. mit engen Holzbänken mit eingelassenen Tintenfässchen für die älteren Schüler; die jüngeren Kinder benutzten die immer wieder verwendbare Schiefertafel mit Griffel und Wischlappen. Das Katheder des Lehrers, ein Stehpult, war geeignet für den obligatorischen "Frontalunterricht" - oft auch für mehr als eine Klasse im gleichen Raum. In der alten, (Zweiraum-)Schule in Immendorf wurden z. B. noch bis 1964 vier Klassenstufen in einem Raum gleichzeitig unterrichtet, was diesen mit um die fünfzig (!) Schülern füllte. Ein Wunder, dass so  überhaupt akzeptable Lernergebnisse zustande kamen. Unterricht war für Lehrer und Schüler gleichermaßen eine Herausforderung, die nur mit viel Disziplin gemeistert werden konnte.
(Das Fotomotiv ist neben vielen weiteren Zeugnissen regionaler Geschichte zu finden im Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg). Foto: Elfriede Böhm


  Buch "Der Haussekretär" (um 1900) - Illustrierte Haus- und Weltbibliothek von Merkur

Inhalte dieses nützlichen Helfers im häuslichen "Büro":
* Über die Kunst des    Briefschreibens
* Offizielle und private    Musterbriefe
* Titulaturen, Anreden,    Adressen vom Kaiser    und Kardinälen,
   von Offizieren bis zu    den Beamten
* Mathematik
* Formulare aller Art
* Lexikon der gängigsten    Abkürzungen
* Rechtschreibung
* Fremdwörterbuch
* Schriftsätze im    Vereinswesen
* Goldene Kernsprüche    und Lebensregeln

Beachtenswert auch, das wunderschöne, heute kaum noch zu findende Buchschnittornament.

Zur Verfügung gestellt von Konrad Frank


  Buch "Haus-Apotheke" mit Widmung (s.u.) vom Krankenbett am 17.11.1943

„Alterprobte Heilkräuter, die in keiner wohleingerichteten Hausapotheke fehlen sollten. Fürs Volk gesammelt in Garten, Wiesen, Feld und Wald" von Johann Alfred Ulsamer, hier: 13. Auflage, 1926, Verlag Josef Kösel & Friedrich Pustet, München.
In einer Zeit, in der der Gang zur Apotheke noch nicht so selbstverständlich war wie heute, wurden viele Leiden mit Kräutern und anderen "Hausmitteln" behandelt. Das Wissen um diese Hausmittel wurde lange von Generation zu Generation weiter gegeben.

Zur Verfügung gestellt von Konrad Frank


 Widmung vom Krankenbett am 17.11.1943 im Buch "Die Haus-Apotheke" (s.o.)

Wer diese dringliche Widmung schrieb, ist unbekannt, aber man darf davon ausgehen, dass sie in Verbindung mit großen Schmerzen geschrieben wurde. Sie lautet: "Vor allen Dingen beachte dieses, setze Dich nie im Leben auf etwas Nasses oder Kaltes, immer aufs Trockene und nicht kalt, daraus entstehen Gicht, R(h)euma und der schmerzende Ischias, denn es ist nicht weit vom Gesäß bis zum Kreuz, ganz nahe ist es. Lerne den menschlichen Körper kennen. Dann wirst Du es schon glauben.
17.11.43 vom Krankenbett."

Zur Verfügung gestellt von Konrad Frank


 Mein erstes Geschichtsbuch (1925)

Ein Lese und Arbeitsbüchlein für den ersten Geschichtsunterricht in der Grundschule

(Deckel und Inhaltsverzeichnis /
44 Seiten / 12 Bilder / Ferd. Schöningh-Verlag, Paderborn)

Wichtige geschichtliche Ereignisse, aber auch Sagen und Legenden wurden in diesem kleinen Büchlein kindgerecht in kurzen bebilderten Geschichten erzählt.

Zur Verfügung gestellt von Konrad Frank, Idf.


 Buch: Perlen aus dem Sagenschatze des Rheinlandes

Sagen, Mythen, Märchen und ähnliche Geschichten hatten im 19. Jahrhundert Hochkonjunktur, entsprachen sie doch durchaus dem Geist der Romantik, die in der Literatur ebenso wie in der  bildenden Kunst in Mode kam. Man besann sich auf alte Zeiten und schwelgte geradezu im Mythologischen. 

Zur Verfügung gestellt von Margret Biemer, Arenberg.


 Buch: Deutsche Sagen (1804)

Bereits ganz früh im 19. Jh. präsentiert ein Buch in schönstem Jugendstil- Design Deutsche Sagen. Bekannt wurden zu dieser Zeit Sammler wie die Gebrüder Grimm, aber auch Dichter und Literaten wie Wilhelm Hauff, Clemens Brentano, Achim von Arnim, Heinrich Heine u. a. Zur Pflege der traditionellen Sagen gehörte auch die Pflege des Volkslieds. Das Lied von der Lore-Ley stammt z. B. aus dieser Zeit und ist eine der bekanntesten romantischen Dichtungen von Heine, vertont von Friedrich Silcher.
Zur Verfügung gestellt von Margret Biemer, Arenberg.


 Liederbuch von 1864 "Lieder in Volkes Herz und Mund"


Volkslieder- und Balladen- Bücher gehörten im 19. Jh. in jeden Haushalt und natürlich auch in den Unterricht aller Schulen. Es war die Zeit der Romantik, die Dichter und Komponisten dazu animierte, neben den in alter Tradition überlieferten Liedern neue zu dichten und zu komponieren. Namen wie Heinrich Heine, Clemens Brentano, Ludwig Uhland und Friedrich Silcher stehen hier nur beispielhaft für viele in dieser Hochphase des Liedgutes, das bis weit ins 20. Jh. hinein Konjunktur hatte und auch heute noch in vielen Chören gepflegt wird. Liederbücher waren darüber hinaus oft mit romantischen Zeichnungen oder Stichen geschmückt, die - ebenso wie die Lieder - die Sehnsucht nach einer heilen Welt widerspiegelten, die es natürlich weder in der Zeit der aufkeimenden Industrialisierung noch davor oder danach in dem ersehnten Maß gab. Aber die Sehnsucht danach wurde selten so intensiviert wie in der Zeit Romantik.
Zur Verfügung gestellt von Margret Biemer, Arenberg.


 Teil eines lateinischen Wörterbuchs von 1858 (Buchstaben G-P)


Iro-schottische Mönche, die auf ihren Missionsreisen das Christentum in Europa verbreiteten, waren wohl die ersten, die in Klosterschulen Latein lehrten. Latein galt über das gesamte Mittelalter bis in die frühe Neuzeit als internationale Sprache der Wissenschaften und des Klerus und damit der gebildeten Bevölkerung.
Noch im 19. Jh. hob sich das (humanistische) Gymnasium als Schulform durch den Unterricht in Latein (oft zusätzlich auch in Griechisch) von anderen Schulformen ab. Selbst heute noch wird für etliche Studienfächer das Latinum als Nachweis entsprechender Lateinkenntnisse verlangt (z. B. bei einem Teil der Geisteswissenschaften). Seit den 1930er Jahren verliert Latein an Bedeutung und spätestens in der zweiten Hälfte des 20. Jh. wurde es durch die neue Weltsprache Englisch vom Spitzenplatz der Sprachen verdrängt, doch  für  eine „tote Sprache“ (so eine langjährige Behauptung) führt es immer noch ein bemerkenswertes Eigenleben mit teilweise sogar wieder wachsenden Schülerzahlen.
Zur Verfügung gestellt von Margret Biemer, Arenberg. 


Fibel zum Lesenlernen in Sütterlin-Schrift 1915/16


Diese Fibel von 1915/16 ist für uns gar nicht so leicht zu lesen, obwohl (oder weil?) sie ihre Inhalte in schönster deutscher Schreibschrift (Sütterlin) wiedergibt. Die abgebildete Deutsche Fibel lehrte das Lesen bereits nach der analytisch-synthetischen Methode. Das bedeutet, sie begann mit ganzen Wörtern oder Sätzen, welche aber auch in ihre einzelnen Elemente (Silben und Buchstaben) zerlegt wurden. So wurden Synthese (Buchstabe für Buchstabe) und Analyse (ganze Worte) gleichzeitig eingeführt.

Zur Verfügung gestellt von Margret Biemer, Arenberg.


Sütterlin-Schrift / Deutsche Schreibschrift 


Schreibschrift, die nach dem Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin (1865-1917) benannt ist. Sie wurde von 1915 bis etwa 1940 und dann noch einmal von etwa 1952 bis 1954 in deutschen Schulen unterrichtet, später auch als zusätzliche Schrift neben der lateinischen Ausgangsschrift im Schönschreibunterricht eingesetzt. Sütterlin wird im Volksmund auch die "deutsche Schreibschrift" genannt. Sie ist eine Standardform der vorher üblichen, sehr verschiedenen Kanzleischriften. Wer heute alte Urkunden lesen muss oder möchte, kommt häufig um das Erlernen dieser Schrift nicht herum. 


 Lesebücher für Volksschulen aus den 1950er/60er Jahren

 
Nach dem 2. Weltkrieg änderte sich das Schriftbild und aus der deutschen Schrift (Sütterlin) wurde die lateinische Schrift. Die Inhalte der Bücher waren oft auf die Region bezogen, so dass sie in der Sache oft auch schon vertraut waren (siehe auch unten).
Das Aussehen war jetzt deutlich modernisiert. In den Fibeln herrschte immer noch die analytisch-synthetische Methode (s. o.) vor.


 Inhalte der Schul-Lesebücher in den 1950er/60er Jahren


Einige Beispiele aus dem Inhalt der o. a. Lesebücher: In der Immendorfer Volksschule war es z. B. Brauch, dass für den Samstagsunterricht drei Gedichte nach Wahl gelernt werden sollten. Da kamen Vierzeiler wie das Gedicht von der Eule gerade recht. Lange Gedichte, wie z. B. "Das Lied von der Glocke" fanden dagegen - Schiller sei's geklagt - oft nur als Strafarbeit Beachtung. Sagen des Rheinlandes, Märchen der Gebrüder Grimm und die Legenden bekannter Helden und Heiliger fanden sich ebenso, wie die traditionellen Rollenbilder der Gesellschaft von tüchtigen Bauern und Handwerkern. Frauen spielten dagegen nur die traditionell brave Rolle der Mutter und Hausfrau; Ausnahmen gab es allenfalls bei heiligen oder adeligen Damen.

 
Schulranzen (1959)


Zur Einschulung im Jahre 1959 wurde ich stolze Besitzerin dieses Leder-Schulranzens, der 33 x 27 x 9 cm klein war, gerade groß genug, um eine DIN A4 große Schiefertafel, einen Griffelkasten, ein Schwammdöschen und einige   Schulbücher und DIN A5 Hefte darin zu verstauen.
Zur Verfügung gestellt von Elfriede Böhm, Immendorf.
 


 Stickmustertuch von 1884


Die hohe Kunst des Stickens lernten Mädchen bereits in frühen Jahren, sollten sie doch möglichst viele Handarbeitstechniken aus dem FF beherrschen. Das Sticken galt dabei eher als dekorative Kunst, mit der selbst hochgestellte Damen ihre freie Zeit gestalteten. Nähen, Flicken und Stricken waren natürlich für einfache Menschen noch weit wichtiger, da diese Techniken die grundlegenden Bedürfnisse eines Haushalts eher erfüllen konnten. Das abgebil- dete Stickmustertuch vermittelt einen Ein- blick in die beachtli- che Kunstfertigkeit der Mädchen unserer Groß- und Urgroßmüttergeneration.  Zur Verfügung gestellt von Margret Biemer, Arenberg.


 Handarbeitskorb


Zum Unterricht ausschließlich für Mädchen gehörte bis in die 1960er Jahre das Fach Handarbeit. Die Utensilien dafür (Häkel-, Stick- oder Strickzeug) wurden im Handarbeitskörbchen mit in die Schule genommen.

Zur Verfügung gestellt von Elfriede Böhm, Immendorf.