Chronik des Förderkreises Pfarrer-Kraus-Anlagen in Arenberg-Immendorf e. V.

„Die Heiligen Orte“ auf dem „Roten Hahn“ waren 130 Jahre hindurch jährlich das Ziel einiger zehntausend (Pfarrer Kraus schreibt von bis zu hunderttausend) Pilger/innen.

1981 wurde der Nordteil der „Anlagen“ (Ölberg und Mariengarten) wegen Einsturzgefahr geschlossen. Aber nicht allein der Zahn der Zeit nagte an den rund 60 Kapellen, Grotten und Bildstöcken und an den Figuren (teils Sandstein, teils Terrakotta), immer wieder waren mutwillige Zerstörungen zu beklagen. (Anlage 1: s. Rheinzeitung vom 27. April 1981).

Das Wallfahren war in den zurückliegenden Jahren aus der Mode gekommen, und die notwendigen und auch hilfreichen Einnahmen blieben aus. Der Verwaltungsrat, zuständig für das Vermögen der Kirchengemeinde, wollte diesen Teil der Anlagen „in Würde sterben lassen“, da er sich nicht mehr im Stande sah, dringend notwendige Reparaturen und Gartenarbeiten zu finanzieren. Aber nicht alle Gemeindemitglieder waren mit diesem Beschluss einverstanden; sie suchten nach Mitteln und Wegen, den akuten Zerfall zu stoppen. In der Ausgabe des Nikolaus-Boten vom 25.4.1982 (Anlagen 2a + 2b) stellte der damalige Pfarrer (Pater Damasus Pilarek) fest: „ Jetzt geht es um unsere Anlagen“ und lud bereits für den 26. April zu einer Pfarrversammlung ins Pfarrheim ein. Dort ging die Diskussion zwischen „pro & contra“ eine Weile hin und her. Es war auffallend, dass NICHT EIN Vertreter des Kirchenvorstandes sich f ü r den Erhalt der Anlagen aussprach, vielmehr wurde der Mariengarten wiederholt sehr lieblos „dat Loch do unne“ genannt (Anlage 3: Notizen des Herrn Clemens Theis). Vereinbart wurde immerhin ein Termin für eine Besichtigung der Anlagen mit allen Interessierten für den 8. Mai 1982 (Anlage 4: RZ- Notiz vom 6.5. 1982).

Bei diesem Rundgang stellte der Garten- & Landschaftsarchitekt Nitsche eine von ihm entworfene Planung vor, die jedoch den religiösen Charakter der „heiligen Orte“ völlig außer Acht ließ. (Ententeich bei der Kapelle der „schlafenden Jünger“. Wieder wurde deutlich, dass die verantwortlichen Vertreter der Kirchengemeinde keinerlei Interesse daran hatten, die Anlagen zu erhalten.

Aber der Stein war angestoßen und rollte weiter. Am 15.5.1982 erschien in der RZ ein Bericht von Gabi Novack-Oster (Anlage 5): „Anlagen in Gefahr: Ort der Zuflucht oder nur Kitsch?“ Das Fazit: Die Kirche hat kein Geld.

Nun schalteten sich die Vertreter der beiden großen Parteien ein: Am 15. Juli besuchte die Stadtratsfraktion der SPD die Anlagen; es blieb bei verbalen Appellen und einem Bericht in der Rheinzeitung (Anlage 6), in dem das Ratsmitglied Gerhard Voell „die Kirche“ an ihre Verantwortung erinnerte.

Dem widersprach in einem Leserbrief der damalige PGR-Vorsitzende Karl-Heinz Theisen (s. Anlage 7).

Der Ortsverband der CDU Arenberg-Immendorf regte die Gründung eines Förderkreises an und lud zu einer ersten Besprechung ein (Ortsvorsteher Stammel). Um die Kräfte zu bündeln, die ein Interesse am Erhalt der Anlagen hatten, nahm ich (als PGR-Mitglied) an dieser Sitzung im Gasthaus Göbel teil. Ich ging davon aus, dass auch Pater Damasus eine Einladung erhalten habe. Herr Götze hatte den Auftrag, den Pastor zu informieren, was aber versehentlich nicht geschehen war.

Kaum hatte Herr Stammel die Versammelten begrüßt, wurde ich ans Telefon gebeten. Vom anderem Ende der Leitung gellte mir die Stimme von Pater Damasus ins Ohr : „Was fällt Ihnen ein, ohne meine Einwilligung etwas in Sachen Anlagen zu unternehmen? Sie sind hinterhältig und unehrlich und ab sofort entbinde ich Sie von allen Aufgaben in der Gemeinde. Mein Pfarrhaus betreten sie nicht mehr!“ Es knackte in der Leitung, und das „Gespräch“ war beendet. Ich kehrte an den Tisch zurück und berichtete über die Reaktion des Pastors, die ich mir nicht erklären konnte. Die Versammelten waren empört über diese, als Anmaßung empfundene, Vorgehensweise des Pastors; manche vermuteten sogar, dass die Zeit der Hexenverfolgung wieder ausgebrochen sei und bald Schandpfahl und Scheiterhaufen wieder aufgerichtet würden. Schließlich setzten wir die Beratungen fort; es ging um die Frage, wie die notwendigen Gelder für den Erhalt bzw. Wiederaufbau der Anlagen beschafft werden könnten. –

Aber die Reaktion des Pastors zeigte Wirkung: Es kam in der Folgezeit zu keiner weiteren Zusammenkunft, und auch ich hatte nicht allzuviel Lust, mich weiterhin mit Pater Damasus auseinanderzusetzten. An den Sitzungen des PGR durfte ich nicht mehr teilnehmen, aber es kam mir zu Ohren, dass Pater Damasus mich in einer öffentlichen PGR-Sitzung „eine Natter und falsche Schlange“ nannte. Ich forderte ihn telefonisch auf, diese Beleidigung vor dem Gremium zu widerrufen, was meines Wissens nie geschah. –

Inzwischen hatten einige Gemeindemitglieder, allen voran Frau Erna Mogendorf und Herr Willi Best, damit begonnen, den unteren Teil der Anlagen von Laub und Unrat zu säubern. Nahezu jeden Samstagvormittag verbrachten sie und einigeandere, meist ältere Leute mit Reinigungsarbeiten in den Anlagen. –

Im Gottesdienst an Allerheiligen beklagte sich Pater Damasus darüber, dass sich „jemand“ ohne seinen Auftrag „in den Anlagen zu schaffen macht“ und stellte die Frage: „Was würden Sie sagen, wenn in Ihrem Vorgarten sich jemand ungefragt betätigen würde?“ Für mich aber besteht ein Unterschied zwischen einem privaten Vorgarten und dem Eigentum der gesamten Pfarrei; die Anlagen sind nicht Privatbesitz des Pfarrers, also haben Pfarrangehörige das Recht und auch die Pflicht, sich einzumischen, wenn es um den Erhalt dieses einmaligen Erbes geht. –

Nach einem privaten Briefwechsel zwischen Pater Damasus und mir kam es kurz vor Weihnachten zu einem „Versöhnungsgespräch“, das aber nur kurze Zeit Wirkung hatte. Schon Mitte Januar 1983 erhielt Herr Renard, der zu der Zeit Lektor/innen einteilte, nach eigener Angabe von Pater Damasus den Auftrag, „die drei Damen Keul von der Lektorenliste zu streichen“, was dann tatsächlich auch geschah. Pater Damasus leugnete hartnäckig, diese Anordnung getroffen zu haben; aber auch Herr Renard blieb bei seiner Darstellung. Erst nach erbitterter Gegenwehr wurden meine Töchter Angela und Judith sowie ich selbst zu diesen Dienst wieder „zugelassen“.

Für mich war damit das Maß voll: Ich verabschiedete mich aus meiner angestammten Pfarrei und suchte und fand eine neue geistige Heimat. Aus dem Leben der Pfarrei klinkte ich mich, wenn auch schweren Herzens, aus und ich war fest entschlossen, auch mein Engagement für die Anlagen aufzugeben. Aber es sollte anders kommen: Am Kirmesmontag war ich zum Frühschoppen im „Roten Hahn“ und saß mit meinem Bruder Konrad Weber an einem Tisch. Er erkundigte sich nach dem Stand der Dinge bzgl. der Anlagen. Ich erklärte ihm, warum für mich die Sache gestorben sei; er fragte: „Du gibst auf? Und du willst eine „Weber“ sein?“ Er bot seine Unterstützung an für den Fall, dass ich einen neuen Vorstoß wage. Diese Zusage gab mir neuen Mut, und so legte ich dem Kirchenvorstand mit einem Schreiben vom 14.6.1983 Ausschnitte aus der Rhein-Zeitung der letzten Wochen vor, die beweisen konnten, dass private Initiativen sich lohnen. Ich bat darum, die Bemühungen um die Gründung eines Förderkreises zu unterstützen und nicht zu blockieren und bat den Pfarrer um einen Gesprächstermin mit dem KV ( 19 Unterschriften, Anlage 8+8a).

Kurze Zeit später kam mir der Zufall zur Hilfe. In der RZ entdeckte ich eine Notiz, die auf Sprechstunden für die Belange der Denkmalpflege hinwies. Ein Anruf dort klärte mich darüber auf, dass ein Antrag auf Unterschutzstellung in den wenigsten Fällen vom Eigentümer gestellt wird. Ich vereinbarte einen Termin mit der Denkmalschutzbehörde in Koblenz. An diesem Gespräch nahmen teil:

1. Herr Baudirektor Dr. Geißler vom Landesamt für Denkmalpflege Mainz ;

2. Herr Kulturdezernent Gorschlüter, Stadtrat Koblenz;

3. Herr Molkenthin untere Denkmalschutzbehörde Koblenz;

4. Meine Tochter Angela Keul-Göbel;

5. ich selbst

Herr Dr. Geißler ermunterte mich, die Unterschutzstellung der Anlagen zu beantragen und sagte mir fest zu, diesen Antrag zu genehmigen. Auf Grund dieser Zusage stellte ich den betreffenden Antrag am 30.08.1983 (Anlage 9), der seitens der Stadtverwaltung am 13.09.83 bestätigt wurde (Anlage 11). Ein Schreiben von Pater Damasus (02.09.83) lud mich und „noch eine Person“ zu einen Gespräch am 14.09.83 ins Pfarrhaus ein. ALLE dann anwesenden Herren sprachen sich gegen die Gründung eines Vereins aus. Herr Dr. Schnatz, Jurist, brachte die einhellige Meinung auf den Punkt: „Wir können Sie zwar nicht daran hindern, einen Verein zu gründen, aber wir können Sie auch nicht unterstützen.“

Mit keinem Wort wurde seitens des Gremiums erwähnt, dass schon im Dezember 1982 vom Bistum Trier eine Bestandsaufnahme angefertigt worden war, die dem KV im Februar 1983 zur Kenntnis gebracht worden war (Anlage 10). Darin wurde die Substanzsicherung der Anlagen auf 200.000,- DM veranschlagt. Die Bistumsverwaltung und auch das Denkmalschutzamt in Mainz zeigten Interesse an unseren Anlagen, aber der Eigentümer versagte jede Unterstützung! Doch das schreckte uns nicht mehr ab, die Gründung des Vereins nun voranzutreiben. Aus dem oben schon erwähnten Schreiben der Stadtverwaltung (Anlage 11) ging hervor, dass eine Besichtigung der Anlagen durch die Herren Dr. Geißler (Mainz) und Dr. Ronig (Trier) auf Bitte der Stadtverwaltung Koblenz zustande gekommen war. Die Teilnehmer an diesem Treffen waren:

1. Pfarrer Damasus Pilarek

2. Herr Baudirektor Dr. Geißler

3. Herr Molkenthin, Stadtverwaltung Koblenz

4. Professor Dr. Ronig, Diözesankonserwator

Sehr bezeichnend scheint mir ein Satz aus Anlage 12: Pater Damasus „wies auf die etwas mißliche Situation hin, die durch die Initiative einiger Leute entstanden ist“. Wichtig für uns aber auch: Die „Erhaltenswürdigkeit ist insgesamt und im einzelnen gegeben, [...] das Gesamte der Anlagen stellt in seiner Einmaligkeit im ganzen Rheinland einen besonderen Wert dar.“ Von dieser doch sehr positiven Sicht der Dinge erfuhren wir jedoch erst nichts, das mussten wir in einer Notiz in der RZ und dem „Schängel“ entnehmen, worin sich die SPD im November 83 nochmals zu Wort meldete (Anlage 13).

Inzwischen waren die Vorbereitungen für die Gründung des Vereins abgeschlossen. Tatkräftige Hilfe erfuhren wir dabei vor allem von Herrn Clemens Theis, unserem Diakon Alfred Neff, von Frau Dr. Raimunda Mohr und einigen Anderen, deren Namen im Protokoll der Gründungsversammlung stehen. Wir hatten die Satzungen von ähnlichen Fördervereinen studiert, so die Statuten des „Bauvereins St. Kastor“ und des „Förderkreises Abtei Sayn e. V.“

Der Termin der Gründungsversammlung wurde auf den 16. November 1983 festgelegt. Im Laufe der Sitzung stellte sich heraus, dass sowohl der Pfarrer als auch der Vorsitzende des PGR keinerlei Interesse an der Gründung des Vereins hatten: Mehrfach wurden Fragen nach der „Auflösung des Vereins“ gestellt und danach, was mit dem „gesammelten Geld“ bei Auflösung geschehen solle. Schließlich machte Konrad Weber deutlich, dass wir den Verein zunächst einmal g r ü n d e n und nicht auflösen wollten. Er schlug die Vertagung der Gründungsversammlung auf den 04.12.1983, 20.00 Uhr, vor (Anlage 14).

Um nicht wieder ein Fiasko zu erleben, trafen sich die im zweiten Protokoll genannten sieben Damen und Herren zur Vereinsgründung, allerdings schon um 19:30 Uhr. Als der Pfarrer und die anderen im Protokoll Genannten um 20:00 Uhr erschienen, hatte sich der Verein schon konstituiert. Herr Pater Damasus trat, im Gegensatz zu den Anderen, dem neu gegründeten „Förderkreis Pfarrer-Kraus-Anlagen“ n i c h t bei (Anlage 15).

Nun konnte die Arbeit beginnen: Noch vor Weihnachten wurde die Presse informiert, RZ, Schängel und Paulinus (Anlage 16). Mit der ersten Vorstandssitzung am 16.01.84 im Hotel Roter Hahn nahm der FK seine Arbeit auf. Inzwischen waren schon die ersten Spenden eingegangen; es wurde beschlossen, so bald wie möglich mit der Bestandssicherung beim Haus Nazareth zu  beginnen (Dach und Mauern). Danach sollten die übrigen Dächer abgedichtet werden. – Versicherungstechnische Fragen wurden mit Herrn Gatz (Verwaltungsrat) besprochen, aber noch nicht geklärt. Herr Bauingenieur Condné war dankenswerterweise bereit, die Arbeiten zu überwachen.

Bei der zweiten Vorstandssitzung am 27.02.84 war der Kontostand des FKs auf ca. 5.000,- DM angewachsen. Von Oberbürgermeister Hörter waren 1.000 DM zugesagt. Es wurde vereinbart, am 24.03.83 mit Säuberungs- und Sanierungsarbeiten zu beginnen. Zu diesem Termin beauftragte der „Paulinus“ einen Reporter, der einen Bildbericht zusammenstellte (15.04.84; Anlage 17).

Am 17.03.84 besuchte der „Rheinische Verein für Denkmalpflege“ die Anlagen; die Führung übernahm Herr Udo Liessem, Kunsthistoriker in Koblenz. Unterdessen erfolgte der erste A us s t r i t t aus dem FK : Herr Gerhard Völl verließ nach einer Kontroverse wegen des Antrags auf Denkmalschutz den Verein. Er behauptete, er habe im Auftrag der SPD den Antrag auf Denkmalschutz gestellt. Daraufhin schrieb das Mitglied Clemens Theis einen Leserbrief, der den Sachverhalt richtigstellte (leider keine Anlage).

Bei gutem Wetter startet am 24.03.84 die erste radikale Aufräumaktion; Bildberichte dazu erschienen in Paulinus (15.4.84), RZ und Schängel.

Da, nach Auskunft des Bistums Trier, der FK „ein eigenständiger Verein ist“, musste die Versicherung über die Bauberufsgenossenschaft (BBG) abgeschlossen werden.

Im Juni 1984 erreichte ein Brief aus Bolivien den FK; darin bedankte sich Schwerster Cäcilia, viele Jahrzehnte Nonne im Kloster der Dominikanerinnen, für die Initiative des Vereins; Anna Scherag hatte ihr einen Artikel aus dem Paulinus zur Information zugesandt (Anlage 18) (Übertragung des Briefes).

Am 09.06.84 bot Herr Udo Liessem eine öffentliche Führung durch die Anlagen an, zwei Tage vorher in der RZ angekündigt (Anlage 19).

Es kam in dieser Zeit zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen Pater Damasus und Herrn Clemens Theis, der für die Redaktion des Nikolausbotens zuständig war. Er wollte dort eine Mitteilung des FKs veröffentlichen, was der Zensur des Herrn Pfarrers zum Opfer fiel. Herr Theis kündigte daraufhin (aus taktischen Gründen, um die Wogen zu glätten) seine Mitgliedschaft im FK. (Kurze Zeit später trat er jedoch, sogar als Vorstandsmitglied, wieder ein; er war daraufhin viele Jahre lang für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.)

Für die Instandsetzung des „Hauses Nazareth“ wurden „Freigänger“ aus dem Gefängnis eingesetzt; sie wurden morgens und abends durch Vereinsmitglieder transportiert und im Kloster verköstigt. Ende Mai 1984 war  der Kontostand von 14.788,- DM auf ca. 9.000,- DM gesunken. Eine Spende der Dominikanerinnen über 2.000,- DM wurde in Aussicht gestellt.

Am 21.06.84 fand die erste Mitgliederversammlung statt. Laut Schreiben von Pater Damasus musste ein Nachfolger für Herrn Gatz gefunden werden (Anlage 20). Eine Begehung der Anlagen mit Herrn Doktor Busse vom Bischöflichen Generalvikariat (BGV) Trier fand am 19.06. statt (siehe Anlage 21).

Zur JHV am 21.11.84 wurde bewusst der Versammlungsraum im Pfarrhaus benutzt, um zu demonstrieren, dass der FK für die Pfarrei tätig sei. Bisherige Arbeiten: Alle Dächer im „Mariengarten“ wurden ausgebessert bzw. neu eingedeckt, der Torbogen am Eingang stabilisiert, Hecken, Sträucher und Unterholz ausgelichtet, Gewölbe der Grotten „Schlafende Jünger“ und „Jesus am Ölberg“ abgedichtet.

Regelmäßig trafen sich samstags Mitglieder des FKs und andere Interessierte zu den notwendigen Arbeiten. Herr Hans Fries aus Niederberg konnte als Maurer gewonnen werden. Die Kapelle Nr. 8 wurde bis auf die Apsis völlig neu aufgebaut (s. Protokoll der Sitzung vom 04.12.84). Die Bilanz nach einem Jahr FK war: ein Artikel von Herrn Clemens Theis in RZ, Paulinus und Schängel (Anl. 22); Rundschreiben der Vorsitzenden an alle Freunde der Anlagen (Anl. 23); ebenso ein Schreiben des FKs an Herrn Dr. Busse vom BGV vom 05.12.84, Anl. 24).

Ende 1984 erschien die Dissertation „Graltempelidee und Industrialisierung – St. Nikolaus in Arenberg“ von Frau Silvia Maria Busch aus Koblenz-Güls. Für den FK bedeutete dieses Buch eine große Hilfe, da es den wissenschaftlichen Nachweis über die Erhaltenswürdigkeit der Anlagen lieferte.

In der Vorstandssitzung vom 04.03.85 wurden die weiteren notwendigen Maßnahmen besprochen (s. Protokoll). Am 10.03.85 fand ein Konzert junger Künstler/innen in der Pfarrkirche statt, an der Orgel: Magdalene Knopp. Der Erlös (515,- DM) kam den Anlagen zugute. Ebenfalls im März besuchte Herr Dr. Busse (BGV) die Anlagen; Bericht darüber im Schreiben vom 14.03.85, Anl. 25).

Trotz der inzwischen offensichtlichen Erfolge des FKs konnte sich der Kirchenvorstand noch immer nicht dazu durchringen, die Arbeit des Vereins zu unterstützen – im Gegenteil! So schrieb Herr Clemens Theis am 04.09.85 einen privaten Brief an Herrn Weihbischof Leo Schwarz, der die Schwierigkeiten innerhalb der Pfarrei treffend wiedergibt (Anl. 26). Daraufhin kam es zu einem Treffen des FK-Vorstandes mit Herrn Regionaldekan Hans Lambert am 30.09.85; er versprach dem Verein seine volle Unterstützung.

Herr Wilfried Mohr aus Arenberg präsentierte mehrmals einer breiten Öffentlichkeit seinen sehr informativen und beeindruckenden Diavortrag.

Noch in der Vorstandssitzung vom 29.10.85 gab Herr Nentwig als Nachfolger von Herrn Gatz zu Protokoll, dass „von Trier kein Pfennig zu erwarten“ sei. Doch bereits bei der JHV am 28.11.85 überbrachte Pater Damasus uns eine freudige Nachricht: „Das Bistum wird sich an den Renovierungskosten mit 70% (bis 100.000,- DM) beteiligen! Außerdem soll Herr Architekt Zillinger vom Bistum bestellt und auch honoriert werden.“ (RZ , 28.11.85, Anl. 27)

Mit dem Frühling 1986 begannen die Säuberungsarbeiten wieder. In verschiedenen Vorstandssitzungen wurden die notwendigen Arbeiten besprochen. Herr Konrad Weber verließ nach einer Kontroverse unter anderem mit dem Architekten Vorstand (2. Vorsitzender) und Verein: Der Torbogen am Ausgang des Mariengartens war baufällig und wurde stabilisiert und mit einem Satteldach versehen. Dieses bezeichnete Herr Weber als „Ponderosa“ und „Bonanza-Ranch“ – eine solche „Verunstaltung“ könne er nicht mittragen (s. Protokoll der JHV).

Die Zusammenarbeit mit dem Architekten, Herrn Zillinger, war hervorragend. Der „Sechsecktempel“ bekam einen neuen Dachstuhl, bevor er – baustilgerecht – mit  Kleinschiefer gedeckt wurde. Auch alle anderen Dächer wurden neu geschiefert; die anfallenden Kosten übernahmen das Bistum Trier (30.000,- DM), das Landesamt für Denkmalpflege Mainz (20.000,- DM) und die Stadt Koblenz (5.000,- DM). Die Kapelle Nr. 8 („Jesus als König verhöhnt“ – Ecce homo-Kapelle) wurde fertig gestellt und am 16.08.1986 eingeweiht. Viel Arbeit und Geduld erforderte der Wiederaufbau ihrer Seitenwände: Die benötigten Quarzsteine wurden zuerst auf Arenberger Waldwegen gesammelt und einzeln gewaschen, bevor Herr Hans Fries (Maurer aus Niederberg) in mühevoller Kleinarbeit damit die Wände verkleiden konnte. Die erforderlichen Lavasteine wurden in Niedermendig gekauft und von Herrn Fries mit rötlich eingefärbtem Zement u.a. am Sockel angebracht. Er bewies bei all seinen Arbeiten in den Anlagen Ideenreichtum und hohes handwerkliches Können.

Frau Raimunda Mohr machte den Vorschlag, aus Fotografien des Herrn Wilfried Mohr einen Kalender zu erstellen, der als „Baustein“ für die Anlagen verkauft werden könne. Diese Idee wurde in die Tat umgesetzt und der Kalender, gedruckt von der Ehrenbreitsteiner Druckerei Wiegand, findet seitdem sehr großen Anklang (geschätzte Verkaufszahl bis heute (August 2012): 5.000 Stück zum Preis von heute 3,- €).

Im Sommer 1986 mussten wir erschüttert den Diebstahl zweier wertvoller Glasgemälde feststellen: Aus der Antoniuskapelle waren das Glasfenster „Maria im Strahlenglanz“ und aus der Herz-Jesu-Kapelle das Oberlicht (Herz Jesu mit Blumenranken und Sonnenstrahlen) entwendet worden. Sie mussten nach Fotografien und originalen Plänen neu angefertigt werden. Dies übernahm die Glaserei Anheuser. Allein für diese eigentlich unnötige Ausgabe musste das folgende Jahr über die stolze Summe von fast 10.000,- DM gesammelt werden. Zahlreiche Institutionen und Privatpersonen spendeten kleinere und größere Beträge. Hervorzuheben sind die Eheleute Goldbach aus Arenberg, die uns immer wieder mit größeren Summen über finanzielle Engpässe hinweggeholfen haben (Anl. 28).

Es fanden Verhandlungen mit Herrn Horschel von der Caritas statt, eine mögliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) betreffend. In der Vorstandssitzung vom 25.02.1987 wurden weitere Arbeiten geplant: die Restaurierung der „Ölberggrotte“, der „Gefangennahme“ und der „Schlafenden Jünger“. Es wurde beschlossen, den Eingang in die Anlagen nach unten, an den Unterführungstunnel zu verlegen. Das Straßen-Teilstück zwischen der (damaligen) B49 und der Straße zum Kloster (Cherubine-Willimann-Weg) sollte vom Asphalt befreit und begrünt werden. Für die Verlegung des Eingangs musste die Bruchsteinmauer an der Himmelfahrtsgrotte teilweise entfernt werden, was unter fachmännischer Anleitung von Herrn Fries geschah. Die Stadtverwaltung Koblenz genehmigte die Begrünung der ehemaligen Zufahrtsstraße Richtung Kloster bzw. Immendorf. Seitdem befindet sich dort nur noch ein Fußweg. Ebenfalls wurde zur B49 hin eine Schallschutzmauer aus roten Lawakrotzen errichtet.

Im Laufe des Sommers wurden auch noch die drei bereits erwähnten Kapellen renoviert, dazu die Bildfenster in „Ölberg“ und „Himmelfahrtsgrotte“. Ausgeführt wurden diese Arbeiten von der Firma Anheuser, Koblenz. Auch hierfür ergingen Spendenaufrufe an die Bevölkerung. Zu den notwendigen Arbeiten gehörte das Auseinandernehmen der bleiverglasten Fenster und ihr Aufkleben auf dickes Papier durch Herrn Theis und mich, wodurch die Renovierung preiswerter wurde, außerdem eine Plexiglassicherung als Schutz vor mutwilliger Zerstörung und eine diebstahlsichere Verankerung. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf 11.000,- DM.

Herr Bernardy aus Immendorf stellte verschiedentlich kostenlos Container zum Abtransport von Schutt zur Verfügung. Zu unserem großen Bedauern und nicht geringfügigem Ärger kam es immer wieder zu mutwilligen Zerstörungen; so mussten z.B. die Finger der linken Hand an der Christusfigur in der Ölberggrotte mindestens fünf mal ersetzt werden.

Im Frühjahr 1987 wurde die Kapelle „Gefangennahme“ renoviert; die Wände wurden ausgebessert, die alten Bodenfliesen neu verlegt, der Sockel neu gemauert. Um die gesamte Kapelle herum wurde die Erde entfernt, um das Gemäuer vor Feuchtigkeit zu schützen. Herr Peter Essling aus Immendorf lackierte die Gitter an allen Kapellen schwarz, unterstützt von 15 Pfadfindern aus Bologna. Der Kontakt war über die Arenberger Pfadfinder zustande gekommen.

Ab dem 03.11.87 arbeiteten in den Anlagen junge Männer im Zuge einer ABM, um die lange gekämpft worden war (s. Protokoll der JHV vom 08.11.1987). Am 24.11.1987 erfolgte endlich die Unterschutzstellung der Anlagen samt Kirche, Gärtnerei und Kiosk durch eine Rechtsverordnung, obwohl Pater Damasus der Meinung gewesen war, dass ich „mit dem Denkmalschutz auch noch auf die Nase fallen“ würde. Berichte über die ABM kamen im „Paulinus“ (von Herrn Neff, dem Diakon) und der RZ (von Frau Holbach).

Es wurde ein Eintrittsgeld von 2,- DM + 1,- DM für die Führung erhoben – der Kirchenvorstand war strikt dagegen gewesen. Meine Drohung, ansonsten meine Arbeit niederzulegen, hatte Wirkung gezeigt. 1988 stieg die Nachfrage nach Führungen durch Kirche und Anlagen sprunghaft an: Es wurden 80 angemeldete Gruppen durch die Pfarrer-Kraus-Anlagen geführt. Dies war, nach dem vorhergesagten und von gewissen Kreisen fast schon herbeigesehnten Ende der Wallfahrtsstätte, ein toller Erfolg. Und dieser hat sich bis heute fortgesetzt.