Robert Schuman "Der Vater Europas"
Europa wird nicht von heute auf morgen
entstehen
und auch nicht durch einfachen Zusammenschluß:
Es wird
sich durch konkrete Schritte entwickeln, die
zunächst eine Solidarität der
Tat schaffen
Erklärung Robert Schumans vom 9. Mai 1952
1886 | Am 29. Juni wird Robert Schuman in Clausen (Luxemburg) als Sohn der katholischen Eltern Jean-Pierre Schuman und Eugénie geb. Duren geboren; sein Taufname: Jean-Baptiste Nicolas Robert. |
1896/1903 | Besuch des großherzoglichen Gymnasiums "Athenaeum" in Luxemburg - Abitur am kaiserlichen Gymnasium in Metz. |
1904 | Sommersemester an der Universität Bonn; Beitritt zur Studentenverbindung UNITAS, der er Zeit seines Lebens angehört; eine Verbindung katholischer Akademiker, deren "Patron" Thomas von Aquin ist. |
1904/1905 |
Wintersemester an der Universität München;
Studium der Rechtswissenschaften u. a. bei Lujo von Brentano (ökonomische Politik) und bei Seitz (religionsphilosophische Grundfragen). |
1905 | Sommersemester u. a. bei Freiherr von Hertling (!! philosophische Rechts-, Staats- und Gesellschaftslehre !!). |
1905/1906 | Studium an der Universität Berlin mit zusätzlichen Vorlesungen über Volks- und Weltwirtschaft sowie Finanz wissenschaft und bei Ullrich von Wilamonitz-Möllendorf (Lehre der Griechen vom Staat). |
1906/1908 | Studium an der Universität Straßburg; Abschluß mit erstem Staatsexamen (28.2.1908). |
1908/1910 | Referendarzeit in Metz. |
1910 | Promotion zum Dr. jur. mit dem Prädikat "summa cum laude" (26.2) |
1911 |
Unfalltod der Mutter (30.8.); Robert Schuman
trägt
sich mit dem Gedanken, Priester zu werden; ein alter Freund der Familie rät ihm dringend, Laie zu bleiben. |
1912 | Zweites Staatsexamen. Über die Weihnachtstage nimmt er an einem Freundeskreistreffen im Kloster Beuron teil; dieser Kreis bemühte sich um eine Erneuerung der Liturgie, er sammelte sich um den Bischof von Metz Wilibrord Benzler (ehemaliger Abt von Maria Laach) und Abt Ildefons Herwegen, Maria Laach; ihm gehörten u. a. an: außer Robert Schuman der spätere Reichskanzler Heinrich Brüning sowie Franz Xaver Münch (Gründer des katholischen Akademikerverbandes). Mitglied auf Lebenszeit der Görres-Gesellschaft, die sich die Überwindung der wissenschaftlichen Inferiorität des deutschen Katholizismus als Ziel gesetzt hatte. |
1913 | Berufung zum Vorsitzenden der katholischen Jugendverbände durch Bischof Benzler. Im gleichen Jahr wird ihm als Sekretär die Organisation des deutschen Katholikentages in Metz übertragen, die er mit über 200 ehrenamtlichen Helfern hervorragend gestaltet. |
1914/1918 | Zivilbeamter am Bezirkspräsidium in Boulay; ihm war die Verwaltung beschlagnahmter Güter anvertraut, deren Besitzer zum großen Teil Franzosen waren. |
1918 | Nach dem Rückzug der deutschen Truppen Mitglied des Stadtrates von Metz, was darauf schließen läßt, daß er das volle Vertrauen der französischen Behörden besaß. |
1919 | Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung für die "Union Républicaine Lorraine" - katholische Volkspartei für Lothringen: dieses Mandat behält er bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo Hitlers. Seit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ist er in der Regierung Staatssekretär für das Flüchtlingswesen. Nach der Kapitulation Frankreichs bot Marschall Pétain ihm ein wichtiges Ministeramt an; Robert Schuman lehnte ab. |
1941 | Verhaftung durch die deutsche Besatzungsmacht, nachdem sie vergeblich versucht hat, ihn für ihre Interessen gefügig zu machen; er wird aus Lothringen ausgewiesen und zur "Sonderhaft" nach Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz) deportiert. |
1942 | Im Juli gelingt Robert Schuman die Flucht; er versteckt sich in der Benediktinerabtei St. Martin bei Ligugé; anschließend findet er Unterschlupf in einem Trapistenkloster und schließlich in einem katholischen Waisenhaus; sein wichtigstes Gepäckstück ist sein "Missale". |
1945 | Obwohl ihn die Resistance der "Nationalen Unwürdigkeit" bezichtigte, belohnten seine lothringischen Wähler ihn erneut mit dem Mandat als Abgeordneter des MRP für die Nationalversammlung; er wird Präsident des Finanzausschusses. |
1946 | Robert Schuman wird im Juni Finanzminister. |
1950 | Am 9. Mai verkündet er die "Historische Erklärung" für die Neukonstruktion Europas, beginnend mit der Montan-Union, die politisch zur "Föderation Europas" führen soll. Die Montan-Union wurde 1952 verwirklicht. Für seine Vision einer "Europäischen Gemeinschaft" war die Zeit in Frankreich offensichtlich noch nicht reif. Er muß sein Amt 1952 aufgeben. Die von ihm wesentlich mitvorbereiteten Verträge zur "Europäischen Verteidigungsgemeinschaft" und zur "Europäischen politischen Gemeinschaft" wurden von der französischen Nationalversammlung abgelehnt. Aber seine politische Vision eines geeinten Europas setzte sich im Laufe der Jahre durch und ist inzwischen Realität geworden. |
1953 | Die Straßburger "Konvention für Menschenrechte und bürgerliche Grundfreiheiten", die Robert Schuman noch wesentlich beeinflussen konnte, treten in Kraft; und sind inzwischen von 26 europäischen Staaten in Kraft gesetzt. Seine "Idee" prägt entscheidend die geistigen Grundlagen des KSZE-Prozesses. |
1953/ 1958 | Robert Schuman ein "Prediger für Europa"; in zahllosen Vorträgen in allen europäischen Ländern wirbt er unermüdlich für seine politische Vision Europas, zumal er schweren Herzens zusehen muß, wie Frankreich sich unter General de Gaulle von seiner Politik abwendet. |
1958/1960 | Robert Schuman> wird für zwei Amtsperioden zum Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt, das ihm als einzigem Kandidaten einmütig durch seine Stimmabgabe Anerkennung zollt für die großen Verdienste, die er sich als "Vater Europas" erworben hat. Mit der Annahme der "Römischen Verträge" 1957 findet Europa auf den Weg zurück, den er am 9. Mai 1950 verkündet hat. |
1958 | Robert Schuman wird mit dem Karls-Preis der Stadt Aachen ausgezeichnet. |
1959 | Robert Schuman erhält den Erasmus-Kulturpreis zusammen mit Karl Jaspers. |
1963 |
Robert Schuman stirbt im
Alter von 77 Jahren am 4. September in Scy-Chazelles bei Metz. |