Der Stiefelknecht
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Als
die Bevölkerung noch überwiegend landwirtschaftlich oder handwerklich geprägt
war und auch die Straßen noch nicht so sauber wie heute, war das
Tragen von Stiefeln aus Gummi oder Leder oft angeraten. Leider hatten
Stiefel damals wie heute die dumme Eigenschaft, an Fuß und Bein
"zu kleben". Da schaffte ein Stiefelknecht rasch Abhilfe.
In dessen runde Aussparung stellte man die gestiefelte Ferse,
das schräge Brett dahinter beschwerte der zweite Fuß , so dass
man den Fuß aus dem Stiefel befreien konnte. Ohne das praktische
Gerät musste oft ein Mensch herhalten, der rittlings über das bestiefelte
Bein gebückt den Fußteil des Stiefels packte und ihn mit aller Kraft
vom Körper weg nach vorne zog. War er nicht stark genug dafür, verstärkte
ein "Fußtritt" von hinten den Effekt. Davon leitet
sich auch das Wort "Stiefelknecht" ab. Aus dem Nachlass von „Sauers Leni“ (Leni Ferdinand) aus Arenberg, zur Verfügung
gestellt von ihren Kindern Hiltrud Neumann und Wilfried Ferdinand.
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Brautpaar
vor 1900
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Nicht immer trug die Braut ein weißes Kleid am Tag der Hochzeit. Das lag
nicht nur daran, dass die Mode sich im Laufe der Zeit wandelte, sondern auch
daran, dass man in den unteren und mittleren Schichten der Bevölkerung einfach
nicht das Geld hatte, ein festliches Kleid für nur eine einzige Gelegenheit zu
kaufen. Daher trug die Braut im 18./19. Jh. - sofern sie nicht aus reichem oder
gar adligem Hause kam - meist ein schwarzes
Kleid, das anschließend zu allen festlichen und ritualisierten Anlässen von der Taufe
bis zur Beerdigung getragen werden konnte. Erst ab etwa 1900 kam nach und nach der
Brauch auf, zum „guten schwarzen Kleid" einen weißen Brautschleier als Zeichen
der Unschuld zu tragen. Die Braut auf dem eher noch ein wenig älteren Foto
trägt eine kleine Brautkrone, die oft aus Myrtenzweigen, kleinen (Glas-)Perlen u.
ä. bestand und meist schön gerahmt aufbewahrt wurde (siehe hierzu Rubrik "Brauchtum"). Auch
der Bräutigam trug zur Hochzeit i. d. R. seinen ersten "guten schwarzen Anzug"
mit einem Zylinder (s. u.), Bekleidungsstücke, die – einmal angeschafft – über
viele Jahre zu den entsprechenden Anlässen getragen wurden.
Foto zur Verfügung gestellt von Familie Strottmann, Immendorf.
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Festliches
Damenkleid um 1900
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Auch
auf diesem Bild trägt die Dame so um das Jahr 1900 ein langes, dunkles,
festliches Kleid (vermutlich schwarz), das zu allen feierlichen
Anlässen getragen werden konnte. Vielleicht war es ihr Brautkleid,
das mit einem hellen Spitzeneinsatz am Dekolleté und einem ebensolchen
Besatz am Kragen ein wenig verändert worden war. Auffällig
sind der sehr glatte seidige Stoff und die Ziersteppnähte
am Oberteil und an den engen Manschetten.
Solch qualitativ hochwertige Fotografien
entstanden in der damaligen Zeit i. d. R. aus besonderem Anlass
im Atelier eines Fotografen, der sein Modell häufig aufwendig in
Szene setzte, bevor er unter einem Tuch hinter seiner großen "Zieharmonika-Kamera"
verschwand, um die Fotoplatte zu belichten. Auch auf die
stimmungsvoll-künstlerische Hintergrundbearbeitung des Fotos durch
den Fotografen sei hingewiesen.
Foto zur Verfügung gestellt von Familie Strottmann, Immendorf.
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Die
Uniform - "Des Kaisers
bunter Rock"
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Ging
der Sohn, Mann, Bräutigam oder Bruder zur Zeit des Kaiserreiches zu
den Soldaten, so sagte man, dass er "des Kaisers bunten Rock"
trage. Damit war bei uns i. d. R. die preußisch-blaue Ausgehuniform
mit blanken Knöpfen und Gürtelschnallen, mit Posamenten, Säbel
und natürlich dem verzierten Pickelhelm gemeint. Der fesche Soldat
im Bild trägt eine Pickelhaube mit dem preußischen Adler (vermutlich
zu einem Infanterie-Regiment etwa zur Zeit um 1900 gehörend).
Die "Zigarette" - nach Auskunft von Rolf Strottmann nur
eine Attrappe - sollte die Männlichkeit des Soldaten unterstreichen.
Solche kunstvollen Atelierbilder
wurden häufig gemacht, wenn es "ins Feld" ging. Sie hatten
für die zu Hause verbliebene Familie einen immensen Andenkenwert,
denn nicht immer kehrte ein Soldat unversehrt oder lebend in die
Heimat zurück.
Foto zur Verfügung gestellt von Familie Strottmann, Immendorf.
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Mode
für kleine Jungen um 1940
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Reinhold Neis (li.) und Aloysius Fell (re.) zeigen,
was fesche kleine Jungs in den beginnenden 1940er Jahren so trugen: Bunte
Schürzen aus strapazierfähiger Baumwolle schützten die Kleidung während des
Spielens und sorgten dafür, dass die oft aus Wolle bestehenden Pullover und
Hosen nicht allzu oft gewaschen werden mussten. Das war für die Mütter meist
größerer Familien in dieser Zeit eine mühsame Hand-Arbeit. Außerdem hielten
Wollsachen länger, wenn sie nicht allzu oft in die Lauge kamen, denn: Kleidung
wurde so lange wie möglich von Geschwisterchen zu Geschwisterchen weiter
gegeben bis sie im wahrsten Sinne des Wortes "aufgetragen" war.
Foto zur Verfügen gestellt von Reinhold und Annemie Neis, Immendorf.
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Warm
und schick !
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Ganz
schick ist der kleine Reinhold Neis zum Ausgang im mollig warmen Sonntagsstaat
mit Bommelmütze: Unter dem hübschen Mantel trägt er eine gestrickte
"Gamaschenhose", die am Saum einen kleinen Überwurf über
die Oberseite der Schuhe hat. Dieser Überwurf wurde meist mit
einem Gummiband unter der Schuhsohle fixiert und wärmte so den Kinderfuß
mit.
Foto zur Verfügung gestellt von Reinhold und Annemie Neis, Immendorf.
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Zylinder / Chapeau
Claque (1951)
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Etwa ab 1820 erhielt der Mann spätestens bei der Hochzeit
einen Zylinder, der ihn durch das ganze Leben begleitete. Bei freudigen und
traurigen Anlässen diente der Zylinder als Komplettierung des „feierlichen
Anzugs“.
Foto: Schwarzer Seiden-Chapeau Claque, der flach zusammengefaltet in jeden
Schrank passte und bei Bedarf durch Schlagen an die Tischkannte zum Zylinderhut
aufklackte. Den Hochzeitszylinder von Hans Böhm aus Immendorf stellte
seine aus Arenberg stammende Ehefrau Maria Böhm geb. Best zur Verfügung.
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