- Häufige Aufforderungen bzw. Anregungen
aus dem Kreise der Tausenden, die die hiesige Kirche
mit den religiösen Anlagen besuchen, bestimmen mich,
doch zuletzt Folge zu leisten.
- Zustatten kommt mir dabei die Erzählergabe
eines äusserst regsamen, tüchtigen Vaters (Johann Weber
*10.11.1814
- + 5.11.1895), der als eifriger Katholik
und langjähriger Gemeindevorsteher das Seinige zur
Beseitigung der Hindernisse bei der Erbauung der Kirche
beigetragen hat.
-
- Zur Sache selbst lassen wir den
späteren Oberpräsidenten der Rheinprovinz, 1Exz. Dr. Nasse, erzählen.
- Kurz nach seinem Dienstantritt als
Oberpräsident mußte ich auf Geheiß meines Vaters im
Residenzschloß in Koblenz um Audienz in interner Angelegenheit
nachsuchen. Als ich mich beim Weggang empfehlen wollte,
bemerkte ich so beiläufig: "Excellenz gestatten,
wir stehen uns vielleicht nicht so fremd gegenüber
wie Sie im Augenblick denken mögen. Mein Vater hat
schon, als Sie noch Landrat in Diez waren in Correspondenz
mit Ihnen gestanden." "So, wie ist denn die
Sache ausgegangen?" "Zu seinen Gunsten,
Excellenz, durch ministeriellen Bescheid!" Darauf
der Oberpräsident fragend: " Ist Ihr Herr Vater
nicht ein so kleiner, lebhafter Mann?" "Doch,
was soll das bedeuten?" Ja, das will ich Ihnen
sagen. Ich mußte als junger Regierungsassessor und
gleichzeitig stellvertretender Landrat von Koblenz
seiner Zeit in Arenberg im Verein mit dem Gemeinderat
von Immendorf eine kombinierte Gemeinderatssitzung
in Betreff des geplanten Kirchenbaues abhalten, und
da erinnere ich mich des kleinen, lebhaften Ortsvorstehers,
der die ganze Sache gedeichselt hat." Nach gütiger
Entlassung; "Also beste Grüße an den Herrn Papa!"
Stolz ging ich nach Hause mit dem Gedanken: "Je
höher der Beamte, desto netter im Umgang".
(Anmerkung) Vorstehendes ist erwähnt,
weil dem Verfasser die erwähnten Hindernisse nur teilweise,
jedoch nicht ausführlich bekannt geworden sind.
- (Damals mussten die Eigentumsverhältnisse
für die Anlagen und das geplante Klostergelände verhandelt
werden. Dabei ging es um ca. 100.000 qm², die von Arenberger
und Immendorfer Eigentümern verkauft werden sollten. Mein Urgrossvater wollte vermeiden, dass
die Arenberger und Immendorfer Bauern mit "Mistgabeln"
aufeinander losgingen, ging es doch um Grundstücke
im Bereich der zu bauenden Kirche, Anlagen und das Gelände
zum Bau des Klosters, die
abgetreten werden sollten. Aus diesem Grund wurde als
"Moderator und Stossdämpfer" der stellvertretende
Landrat und spätere Oberpräsident der Rheinprovinz
Dr. Nasse zur gemeinsamen Gemeinderatssitzung eingeladen)
K.W.
-
- Die geplante Kirche sollte nach
dem von Pfarrer Kraus hergestellten, in Wachs geformten
Modell, nach dem Vorbild einer Kölner Kirche erbaut
werden. Vorn am Eingang ein großer Hauptturm, am Schluß
des Schiffes die zwei kleineren Türme. König Friedrich
Wilh. 4. hatte durch Vermittlung Herrn Pfarrer Kraus
versprochen, ihm die Kosten des Hauptturmes aus seiner
Privatschatulle zu ersetzen. Pfarrer Kraus selbst war
ein Baumeister von Gottes Gnaden. Es war ihm schon
früher (vielleicht nach der Erbauung der stimmungsvollen
Kapelle der schmerzhaften Mutter Gottes) von Seiten
des hochseligen Bischofs Arnoldi freie Bauerlaubnis
erteilt worden, die er auch reichlich ausnutzte.
- Als nun König Friedrich Wilhelm
am 1. Januar 1860 starb, war es ein harter Schlag für
Pfarrer Kraus. "Da, nun ist mein ganzer Plan futsch!"
Aber er ging weiter ungebeugten Mutes frisch ans Werk
und konnte im August 1860 durch Weihbischof Godehard
Braun den Grundstein zu der jetzigen Pfarrkirche legen
lassen. Diese Grundsteinlegung ist mein ältestes Gedenken.
Meine Mutter selig nahm mich mit in den Fundamentgraben
und ließ mich mit einem leichten, hölzernen Hammer
auf den Grundstein hauen. Die in der Nähe befindlichen
Steinbrüche am Krippsberg bei Urbar, sowie am Kamillenberg
bei Ochtendung lieferten vielfach das Material zu den
Hauptpfeilern und den sogen. Lisenen 2,
sowohl aussen wie auch innen. Die notwendigen Ziegelsteine
wurden auf einem Kirchengrundstück in der Nähe gebrannt.
Wie Herr Pfarrer Kraus die notwendigen Geldmittel wie
auch die zum Bauen nötigen Steine herbeischaffte, ist
ein Erfolg seiner Liebenswürdigkeit und seines imponierenden
Wesens. Die ursprünglich rohen Wände waren mit einem
Kalkverputz versehen. Nun war ein Onkel
des Verfassers Pfarrer in Kirchenbollenbach, Kreis
St.Wendel. Dort wurde damals die Rhein-Nahe-Bahn, Strecke
(Kreuznach-Bingerbrück- Saarbrücken) gebaut. Bei Oberstein
brach man einen Tunnel wobei man prachtvolle Achatsteine
fand. Der Pfarrer dachte an den Kirchenbau seines Heimatpfarrers
und schickte die gesammelten Steine diesem zu, ob er
sie nicht gebrauchen könnte. Dies war wohl der Anfang
zur Verwendung dieses eigenartigen Baumaterials. Später
kamen Bergleute von der Sieg und sahen, wie die Hochofeneisenschlacke,
von ihnen als Abfall weggeworfene Steine, zur Geltung
kamen. Sie gaben sich an‘s Sammeln und expedierten
sie dann in Waggons nach Ehrenbreitstein, und so kam
meistens unerwartet von Güterstelle der Avis der Ankunft.
Die Hilfskräfte im Pfarrhaus oder auf dem Bau mussten
dann schleunigst für Entladefuhrwerke sorgen. Solche
wurden meistens aus der Pfarrei mit geringen Ausnahmen
unentgeldlich gestellt. Der Eifer und die Begeisterung
für das Entstehende Werk war gross, ja manche Gespannbesitzer
haben ihre Tiere (damals noch Rindvieh) fast totgefahren.
Das rohe Mauerwerk ist gleichsam nur der verborgene
Träger des ganzen Kirchenbaues. Die seltenen Steine,
Kristalle, Muscheln usw. Die die Kirche zu einem wahren
Schmuckkästchen gestalten, sind mit Draht oder Zementmörtel
eingefügt. Die damaligen meist aus Immendorf stammenden
Maurer, wurden unter Pfarrer Kraus zu wahren Künstlern.
Die ausnahmsweis schönen Muscheln die aussen am Eingang
und innen in den verschiedenen Kapellchen geschmackvoll
verwandt sind, hat Pfarrer Kraus bei einem Erholungsaufenthalt
selbst gesammelt. Um auch die Kinder zum Opfersinn
anzuregen, bettelte er uns die Klicker 3 ab
und fügte sie als eigenartige Umrahmung an das Krippchen
in der Taufkapelle,
wo früher die Täuflinge bei dem heiligen Akt hineingelegt
wurden. Auf dem Kleinkinderfriedhof in dem kleinen
Tempelchen fanden die Geschenke und Opfer der männlichen
Jugend Verwendung zur Zierde und Ausschmückung. Die
Jungfrauen des Ortes opferten vielfach ihren Goldschmuck
zur Ausschmückung der Tabernakel, deren Stirnseite
geschickt umgearbeitet dafür Platz bot. Manche Frau
und Jungfrau sah später mit Stolz und innerer Genugtuung
auf ihr Opfer. Jeden morgen nach der hl. Messe, die
des Bauens wegen schon um halb 6 Uhr damaliger Zeit
begann, mussten wir Schulkinder von Arenberg und Immendorf
eine halbe Stunde Ziegelsteine tragen. Wer sich vorbeidrücken
wollte, war geächtet und auch bei dem Aufsichtführenden
Lehrer nicht hoch angeschrieben. Dabei halfen auch
einige von Moselweiß gebürtige, spätere Ordensfrauen,
bes. Frl. Gertrude Sauer, die hervorragendes leistete.
Aber auch die Fuhrwerke besitzenden Leute aus Ochtendung
und der Umgebung wurden um freiwillige Gestellung von
Fuhrwerken zur Anfuhr von braunen Lavakrotzensteinen
angesprochen. Bekam der bettelnde Pfarrer nicht gleich
aus einen oder dem andren Grunde das zusagende Jawort,
so setzte er sich auf den angebotenen Stuhl mit den
Worten: "Nun, da muß ich eben warten, bis ich
das Jawort bekomme!" Um nun den freundlichen Bittsteller
loszuwerden, bekam er meistens das Jawort. Die Junggesellen
und Jungfrauen aus der damals größeren Gemeinde Immendorf
wusste Pfr. Kraus zur Stiftung eines grösseren Fensters
im Schiffe unten heranzuziehen.
- Bei der bekannten Baulust wenngleich
auch in der Intuition "Alles zur grösseren Ehre
Gottes" war es nur zu natürlich, das der Kirchenbaufond
trotz einiger bewilligter Kollekten in der Rheinprovinz,
häufig erschöpft war. Doch ebenso oft fanden sich wieder
gebefreudige Hände. Davon einige mir bekannte Beispiele.
In grösster Geldverlegenheit wandte sich Pfarrer Kraus
eines Tages selbst an den jüdischen Bankier Oppenheimer
in Köln. Er dachte sich dabei wohl: Obgleich jüdischer
Konfession, kann er doch etwas für meine Kirche tun.
- Ein per Post gesandter l00-Talerschein,
war die verblüffende Antwort. Eines Tages weilte Kronprinz
Albrecht von Sachsen vom nahen Ems aus hier zu Besuch
und erbat sich von Herrn Pfarrer Kraus, daß er ihn
führe und dabei erkläre. Im Rundgang begriffen, kommt
ein Kurier gesprengt mit einem Telegramm des Inhaltes,
daß König Johann schwer erkrankt sei, der Kronprinz
möge sofort seine Kur abbrechen. Der Rundgang wurde
sofort beendet, der Kronprinz verabschiedete sich dann
mit folgenden Worten: "Herr Pastor, wenn ich den
Herrn Vater noch lebend antreffe, werde ich Ihrer Kirche
gedenken." Der Kronprinz traf wirklich
seinen Vater noch lebend an. Nach ein paar Jahren kam
er wieder nach hier und erinnerte sich seines Versprechens.
Er besuchte Herrn Pfarrer Kraus: "Herr Pastor,
was kann ich für Ihre Kirche tun"? Herr Pfarrer
Kraus schlug einen kleinen Rundgang vor. Beim Eintritt
in die Kirche sagte Pfarrer Kraus sich umschauend:
"Ach, Majestät, hier sind gerade noch drei Bilder
frei." (Es sind jene 3 Stationsbilder auf der
linken Seite des Mittelschiffes, die von Professor
Molitor nach der sogen. Düsseldorfer Schule gemalt
und mit dem königl. sächsischen Hauswappen geziert
sind). Jedes der genannten Bilder kostete 500
Taler 4, wahrhaft ein fürstliches
Geschenk. Eines Tages erhielt Pfarrer Kraus von Bad
Ems einen Brief des Inhalts, daß die Absenderin tagszuvor
in Arenberg gewesen sei um Kirche und Anlagen zu besuchen.
(Dies tat fast jeder Kurfremde gleich welcher Konfession
er war). Ihr habe das gesehene so ausnehmend gut gefallen
und habe in einen näher bezeichneten Opferstock einen
l00-Talerschein eingeworfen. Nachträglich seien ihr
Bedenken gekommen, ob nicht ein Unberufener die Opferstöcke
leere. Pfarrer Kraus stürzte von seinem Zimmer zur
treuen Haushälterin: "Mariannchen, Mariannchen!
Schnell den Schlüssel zum Opferstock!" Den Kasten
aufschliessend kam der 100-Talerschein entgegengebuppelt.
Auch der in Ems zur Kur weilende russische Kaiser,
Alexander, der später auf einen nihilistischen Anschlag
so schmählich niedergemetzelt wurde, weilte zum Besuch
von Kirche und Anlagen inkognito hier. Kaiser Alexander
liess nun den zufällig durch die Kirche zur Sakristei
eilenden Pfarrer Kraus durch einen seines Gefolges
bitten, ihm über einiges Aufklärung zu geben. Nachdem
Kraus zur Sakristei gegangen, ohne eine Ahnung seines
hohen Besuches zu haben, äußerte sich der Kaiser: "
Nun, seh mal einer diesen katholischen Pfarrer und
vergleiche unsere Popen" Eine große Summe Geldes,
die anderen Tags durch einen Boten ankam, klärte Herrn
Pfarrer Kraus über den hohen Besuch auf. Es war der
Leibarzt des Kaisers gewesen der ihn um Aufklärung
gebeten hatte. Aber auch aus anderen Kreisen flossen
die Mittel reichlich. Bekanntlich ist Dankbarkeit das
letzte Mittel, neue Wohltaten zu erlangen. Jeden Sonntag
um 4, bezw, um halb 5 Uhr fand eine Kreuzwegs-prozessionsandacht
statt, in der der Wohltäter der Kirche besonders gedacht
war. Ein prachtvoller Teppich, an dem vornehme Damen
Wiens mitgearbeitet und mitgestickt hatten und der
seiner Kostbarkeit wegen nur an hohen Festtagen aufgelegt
werden durfte, war von Frau Theaterdirektor Treumann
aus Wien, hierhin geschenkt worden. Auch weilte diese
Dame oft mit ihrem Gatten hier, -Pfarrer Kraus hatte
sie getraut.
- Eine, dem romanischen Stil besser
passende Monstranz stiftete ein Rechnungsrat David
aus Paris, seine Gattin war eine Koblenzerin und entfernte
Verwandte von Pfarrer Kraus. Auch die neue Orgel mit
32 Registern auf zwei Manualen war eine Stiftung von
Pfarrer Güssbacher aus Nauorth (und seiner Haushälterin Maria-Antonie
Heussler, die bedeutende Summen zum Bau der Orgel beisteuerte
K.W). Das ehemalige herrliche
Bronzegeläute, das leider dem Weltkriege (1914/18)
zum Opfer gefallen ist, wurde von Anton und Käthchen
Dender, einem frommen Geschwisterpaar aus Koblenz geschenkt.
Dieses Geschenk ist umso höher zu bewerten, als diese
beiden edlen Seelen ihr Brot als Gärtnersleute verdienten.
Rechtsanwalt Bremig aus Koblenz stiftet auch ein wundervolles
Glasfenster. Zu beiden Seiten des ziemlich langen
Glasgemäldes waren Doppelspiegel eingelassen, welche
die heiligen Märtyrer in unbemessener Zahl nach beiden
Seiten hin vermehrten, um so deren unzählbare Zahl
zu versinnbildlichen. Leider ist dieses Glasgemälde
bei dem schrecklichen Orkan an 12. März 1876 nebst
dem in der Taufkapelle gegenüberliegenden Glasfenster,
die Geburt Christi darstellend, zerstört worden. Während
das letztere nach einem prachtvollen Entwurf von Prof.
Oeger erneuert wurde (Kostenpunkt 75 orh Thaler) wurde
leider das erstere nicht mehr erneuert. Neben den drei,
von Kronprinz von Sachsen gestifteten Stationsgemälden,
sind noch drei andere, die eine Familie Schüller aus
Köln gestiftet hat. So enststand aus den vielen größeren
Geschenken und den unzähligen kleineren aus dem Volk,
der herrliche Bau, der so vielen Besuchern schon Erhebung
und Erbauung geworden ist. Die feierliche Konsekration
5 der Pfarrkirche, die am 25. September
1868 durch Bischof Eberhard stattfand, ist mir noch
in lebhafter Erinnerung. Der Kirchenchor von St. Castor
verherrlichte die Weihe, da unser Kirchenchor noch
nicht existierte. Heute noch klingen mir die prachtvollen
Klänge in den Ohren nach. Die im Verhältnis zum Raum
sehr kleine Orgel, konnte dem mächtigen Chore kaum
die nötige Resonanz bieten. Lebhaft kann ich mich noch
dem aus Baudielen errichteten Festzeltes erinnern,
in dem die hohen Festgäste bewirtet wurden. Es war
ein Ehrentag für die Gemeinde und ihren Pfarrer dessen
Ausdauer und unendliche Mühe mit dem Gelingen des herrlichen
Werkes gekrönt wurde.
-
- Carl Weber im Mai 1925
-
-
- Nachtrag und Anmerkungen zum
verwendeten Baumaterial in der Kirche und Anlagen
- Pfarrer Kraus versah seine Kirche
mit den verschiedensten Steinen so uA.:
- Achat und Amethyst von Idar-Oberstein,
grosszackige Bergkristalle von Bernkastel, dunkle Kristalle
von Lindorf am Rhein, Trachit vom Drachenfels, Alabaster
von Bous bei Saarlouis, Glaskopf und Eisenstufen aus
den Bergwerken der Sieg und der Lahn, Kalkspat aus
Westfalen, Tuffsteine aus Thüringen, Griessteine aus
Nauheim , Bleisteine aus Friedrichsegen bei Braubach,
Lavasteine von Ochtendung, Mayen und Niedermendig,
Holzversteinerungen aus Dernbach; Muscheln aus verschiedenen
Seestädten, besonders aus Ostende, viele auch aus Hamburg
und sogar Muscheln und Schneckenhäuser aus der Südsee
(Molukken) wurden zur Verschönerung verwendet (Beichtstühle
und im Altarraum). Desweiteren Marmor aus den verschiedensten
Ländern, Gegenden und Farben, sehr oft wurde Lahnmarmor
mit roten Einzügen verwendet (sogen. Schwartemagenmarmor).
- Eine gewaltige organisatorische
Meisterleistung, (heute würde man wohl von logistischer
Meisterleistung sprechen), und das alles ohne SMS 6,
Fax, Internet und E-Mail. Die gesamte Korrespondenz
wurde von Pfarrer Kraus handschriftlich geführt,
als er in Arenberg anfing, war das Telefon 7
noch nicht erfunden und eine Schreibmaschine war unerschwinglich.
Um so höher ist seine Lebensleistung zu würdigen.
Leider
wurde, unter dem damaligen Pfarrer Johannes Weber in
den Jahren 1959/60, die Kirche renoviert (Sie entsprach
angeblich nicht mehr dem damaligen Stilempfinden),
heute wäre man froh, den ursprünglichen Zustand wiederherstellen
zu können, hätte man die immensen Mittel zur Verfügung.
Besonders schlimm von der Renovierung betroffen, ist
der Altarraum, aber auch die Kommunionbank wurde entfernt
und die Tabernakelwand mit güldenem Kaufhofbarock
verschandelt, wo vorher braune Lavakrotzensteine 8
vom Karmelenberg aus Ochtendung verarbeitet waren.
Der Baldachin über der Kanzel wurde ebenso wie die
"Rosenkranzspende" aus dem Kirchenschiff
entfernt. Die kostbaren Kristallüster
verschwanden und die Psalmen in den
Bögen des Mittelschiffes wurden mit grauer Farbe übertüncht.
Auch die Kreuzwegbilder wurden mit Goldbronce behandelt,
nun war alles kitschig geworden. Ausgelöst wurde die
Renovierungswut durch das 2te Vatikanische Konzil 9
in den 1950er Jahren, aber auch durch Dr. Nikolaus
Gladels 10 Broschüre "Was halten Sie von Arenberg
- Kunst oder Kitsch". Kaum ein Arenberger hat
die Schrift gelesen, die Überschrift war ja eindeutig
genug. Kaum jemals ist ein Autor dermassen mißverstanden
worden, der gutgemeinte Ansatz der Schrift verkehrte
sich genau ins Gegenteil. Ergo war also Kitsch was
in der Kirche samt Anlagen so herumstand, man schämte
sich für die Vielfalt an Figuren. Die Kirche musste
entrümpelt werden, so das einhellige Urteil der damaligen
Kirchenleitung. Das Ergebnis hatte verherende Folgen.
Die Kirche und Anlagen verfielen zusehens, Bäume wurden
gerodet und von einem Mitglied des Pfarrgemeinderats
über Jahre hinweg in seiner Heizung verbrannt. Diese
Bäume waren von Pfarrer Kraus in weiser Voraussicht
zur Drainage gepflanzt worden, zum präventiven Bautenschutz
sozusagen. Die Folgen waren Fundamentschäden an der
Kirche und am Mauerwerk des Kirchenaufgangs, die dann
mit sehr hohem Kostenaufwand beseitigt werden mussten.
Auch die schöne gusseiserne Wendeltreppe 11 (Teufelstreppchen
genannt) fiel den Baumassnahmen
zum Opfer. Alte Fotos der Kirche belegen meine Behauptung,
die Kirche war damals gesäumt von Tuja und anderen
Koniferen, die bekanntlich Wassersauger sind und so
den Fundamentbereich trockenhielten (Ökologisches Bauen
nach Pfr. Kraus). Die Wende kam dann um 1982, als eine
junge Frau aus Koblenz-Güls, (Silvia-Maria-Busch) eine
Dissertation 12
über die "Heiligen Orte" vorlegte.
In diese Zeit fiel auch die Gründung 13 eines
Vereins zur Rettung der Anlagen, die unterdessen in
einem beklagenswerten Zustand waren und dringend der
Sanierung bedurften. Leider sind auch hier schwere
Fehler gemacht worden. In den Anlagen sind mehrere
Torbögen vorhanden, diese stellen nach der Intention
des Pfr. Kraus Regenbögen dar, die ja das Sinnbild
des Friedensschlusses zwischen Gott und den Menschen
(nach der Sintflut) darstellen sollten. Wenn dann auf
den "Regenbogen" ein Walmdach gesetzt wird,
versteht man die Symbolik, die Pfr. Kraus in sein Werk
gelegt hat, nicht mehr.
- Das Buch von Pfr. Kraus 14 "Die
heiligen Orte zu Arenberg" sollte zur selbstverständlichen
Pflichtlektüre für alle werden, die sich restauratorisch
in der Kirche und den Anlagen betätigen, damit der
Sinn des Gesamtkunstwerkes verstanden wird und in der
Vorstellung und im Sinne von Pfr. Kraus erhalten bleibt.
-
- Konrad Weber, im Februar 2002
-
- Im übrigen lege
ich äussersten Wert darauf, mit dem oA. Pfarrer Johann
Weber weder verwandt noch verschwägert zu sein. Das
hat seinen Grund in folgender Begebenheit: Während
der Renovierung sammelte unser Pastor Geld um die Kosten
zu decken. Nach seiner Meinung sollte jeder in der
Gemeinde DM 300,- spenden. So kam er auch zu mir. Meine
Antwort damals: Herr Pastor, wenn es in der Kirche
durchregnet, dann ist Not am Mann, dann kommen Sie
wieder, ich bin mit dem jetzigen Zustand der Kirche
zufrieden. Für Ihre Renovierung gibts von mir kein
Geld.
-
- An der "Verschandelung"
der Kirche haben an Massgeblicher Stelle mitgewirkt:
- Bistumskonservator Prof. Dr. Thomas,
Trier
- Pater Dr. Theodor Bogler, künstlerischer
Berater, Maria-Laach
- Restaurator F. N. aus Zell an der
Mosel
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