(Aus "Die geschichtliche
Entwicklung von Ehrenbreitstein")
Hrsg.: Verlag Baukunst,
Düsseldorf
Druck: Rudolf Knorsch&Co,
Düsseldorf
Erschienen: 02.07.1931
Von Gemeindevorsteher
Josef Weber *11.10.1894 + 25.08.1964
Arenberg
liegt etwa 4 Km
von Ehrenbreitstein entfernt, an der Straße Koblenz
Montabaur, Frankfurt (B49). Sein ursprünglicher Name
war "Ober am Berg" im Gegensatz zum benachbarten
"Nieder am Berg" (Niederberg). Spuren aus
früheren Zeiten finden sich außer gefundenen alten
Münzen noch heute in den Resten des römischen Grenzpfahlgrabens
(Limes) im Wald oberhalb
von Arenberg, die teilweise noch sehr gut sichtbar
sind. Im neunten Jahrhundert gehörte Arenberg sowie
der Nachbarort Immendorf zur Herrschaft Müllenbach,
welche etwa 1/2 Stunde von Arenberg südostwärts gelegen
war, und von deren Burg (Wasserburg)
heute nur noch der Turm übrig geblieben ist. Am 1.
Juli 868 schenkte Ludwig der Deutsche den Herrenhof
Arenberg dem adeligen Frauenkloster Herford in Westfalen.
Diese Schenkung wurde später von den Nachfolgern Ludwigs
bestätigt, so von Heinrich I., Otto II. (980 und Heinrich
III). Das Kloster bestellte für den Hof in Overanberg,
wie es in der Schenkungsurkunde genannt wird, einen
Maier, welcher die Pacht alljährlich an den ebenfalls
zum Kloster Herford gehörenden Klosterhof zu Leutesdorf
abliefern mußte. Ein Heberegister aus dem 13. Jahrhundert
nennt als Pacht jährlich 5 Malter Brot, 1/2
Wagenladung Bier, 3 Wagenladungen Hafer, ein Schaf,
ein Schwein, eine Gans usw. Außerdem mußte der Maierhof
an Christi Himmelfahrt 10 MaIter Weizen und 20 Malter
Roggen liefern. Diese wurden zu Schiff bis Duisburg
gebracht und dann zu Land von verschiedene Maiern und
Höfern des Klosters bis nach Herford. Um 1230 übernahm
Wilhelm von Helfenstein das Maieramt auf Grund eines
Vertrages mit dem Kloster Herford von 1226, dessen
Nachkommen dann gegen Ende des 13. Jahrhunderts das
vorgenannte Schloß erbauten und befestigten, das sie
fortan Molenbach nannten. Im Jahre 1326 wurde Agnes
von Brandenburg, geb. von Helfenstein für sich und
ihre Nachkommen mit dem Hof belehnt, und blieb das
Haus "Müllenbach" in der Brandenburger Linie
über l00 Jahre. 1367 erhielt mit Zustimmung des Klosters
Herford Agnes Schwiegertochter, ebenfalls Agnes von
Brandenburg das Haus Molenbach und Arenberg als Witwensitz.
Fast um die gleiche Zeit wurden mit einem anderen Teil
der Helfensteiner Besitzung wahrscheinlich zu Immendorf
gelegen, die Herren von Helfenstein von der Helfensteiner
Linie belehnt. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
waren Lehnsinhaber die Vettern Johann und Hermann von
der Helfenstein-Sporkenburger Linie, und. Johann von
der Müllenbacher Linie. Aus der von Helfensteiner Linie
möge noch besonders Johann III., Junker zu Mölenbach
und dessen Gemahlin Agnes von Lahnstein erwähnt sein,
die als Stifter, hauptsächlich aber als Gyffter (Geber)
der Pfarrei durch reiche Dotierung (Pfarr u. Kirchengut)
sich ein dauerndes Denkmal in die Herzen der Pfarrkinder
gesetzt haben. Ihre Gebeine ruhten zuerst in der früheren
Pfarrkirche. Als diese in den 60er Jahren. des vorigen
Jahrhunderts (1860) abgerissen wurde, erhielten sie
eine schöne Ruhestätte auf dem Kirchhof, wo ihnen ein
schönes, liegendes Grabdenkmal errichtet ist. Die Herrschaft
Müllenbach besaß auch in den zugehörigen Orten Arenberg
und Immendorf ein eigenes Gericht, wo der Schloßherr
auch zugleich Gerichtsherr war. Noch heute ist das
Grabmal des Gerichtsschöffen Lorentz Reichart vorhanden
mit der Inschrift:
Lorentz Reichart starb in
seinem Altder
a.d. 80 Jahr,
den 9 Mayus Jahr
anno 1718
gewesener altester
Gerichtsscheffe
In der Herrschaft
Mühlenbach
Im Jahre 1579 erlosch mit dem Tode Johann XIV. von Helfenstein der Mannesstamm. Die Erbfolge wurde nunmehr in weiblicher Linie fortgeführt. So war Wilhelma, Tochter Johann XIV mit Otto von Rolshausen vermählt, aus dessen Zeit heute noch verschiedene Grenzsteine mit Wappen und Jahreszahl, so an der alten Emser Straße im Urbarer Wald rechts und links vorhanden sind. Sie tragen die Jahreszahl 1589. 1626 kam das Gut zur Hälfte an Stephan von Wrede, dessen Familie durch die wohltätigen Stiftungen und die Armen- und Schulfonds hier noch in bester Erinnerung ist. Der früher beträchtliche Fond wurde im Laufe der Zeit geteilt und kam zur Hälfte nach Ehrenbreitstein. Die andere Hälfte des Müllenbacher Gutes erhielt ebenfalls 1626 Otto Nikolaus von Stein-Kallenfels. 1692 verkaufte das Stift Herford sein Lehensrecht an Müllenbach-Arenberg dem Trierer Erzbischof. Die Abgabe betrug 12 Reichstaler, 48 Marientaler. Die letztgenannte Hälfte des Gutes kam später an Johann Wilh. von Hunolstein, dann durch dessen Tochter an Johann Lothar von Heddesdorf, dessen Sohn sie der Anna Sabina von Wrede verkaufte. Die damalige Herrschaft Mühlenbach war eine freie reichsunmittelbare Ritterschaft mit dem Hauptsitz in Friedberg (Hessen). Von dort kam auch jährlich der Steuermann, Simpelmann genannt, um die kleinen Abgaben und Gefälle zu erheben. 1808 überließ Freiherr von Wrede nach dem Beispiel anderer Gerichtsherren die Gerichtsbarkeit der Herrschaft dem Herzog von Nassau, dieser belehnte gegen Ende des gleichen Jahres Karl Engelbert von Wrede mit der Besitzung. Nachdem der Besitz 1815 an Preußen gekommen war, erhielten die Freiherrn von Wrede 1825 das Lehen gegen eine Abfindung von 5000 Talern als Eigentum. Bald darauf wurde der Besitz verkauft und gelangte für 50.000 rf. in bürgerliche Hände.
Zu der damaligen
Zeit zählte der Ort Arenberg erst wenige Häuser. Außer
dem größeren Ludwigshof, zu dem etwa 200 Morgen Land
gehörten, waren nur noch drei kleinere Bauernhöfe,
die alle Hörige von Mühlenbach in sog. "Erbpacht"
waren, sowie etliche Arbeiterhäuser vorhanden, welche
letzteren erst durch die Bauernbefreiung die Möglichkeit
eines Aufstieges gegeben wurde. An der Hauptstraße
standen außer dem "Roten Hahn", von dem noch
später erzählt werden soll, ebenfalls erst einige Häuser.
Zu seiner heutigen Blüte, ja Weltberühmtheit kam Arenberg
erst durch die Schöpfung des seligen Pfarrers Kraus,
der ein ganzes Menschenalter lang hier wirkte und dessen
Tätigkeit sich für den Ort überaus segensreich gestaltete.
Am 5. Juni 1860 konnte der Grundstein zur neuen Pfarrkirche
gelegt werden, die größtenteils an der Stelle der früheren
kleinen Kirche errichtet wurde. Da ihm kirchlicherseits
freie Bauerlaubnis gegeben war, konnte er seinen Baueifer
so recht entfalten. So entstanden in wenigen Jahren
die weltberühmten Anlagen, die mit der einzigartigen
Kirche alljährlich viele Tausende hierhin locken. Hierdurch
nahm der Ort eine ungeahnte schnelle Entwicklung. Allenthalben
setzte eine rege Bautätigkeit ein, ein Gasthaus entstand
neben dem anderen, so daß heute ein gut Teil von Arenberg
auf den Fremdenverkehr angewiesen ist. Wie eingangs
erwähnt liegt Arenberg an der Straße Koblenz-Frankfurt.
Deshalb ging früher durch Arenberg ein zeitweise recht
lebhafter Verkehr, besonders auch zur Frankfurter und
Leipziger Messe und zurück. Die Fuhrwerke übernachteten
viel in dem jetzt schon über 300 Jahre alten Gasthaus
zum "Roten Hahn", weil dort größere Stallungen
vorhanden waren. Der "Rote Hahn" war ein
in der ganzen Gegend gekanntes Gasthaus und wird nach
ihm der Ort Arenberg noch sehr häufig Roter Hahn genannt.
Bei der Belagerung der Festung Ehrenbreitstein durch
die Franzosen 1899 lag ein Teil der französischen Truppen
in Arenberg im Quartier, darunter der Kommandant. Letzterer
soll nach mündlicher Uberlieferung eines Abends mit
dem Ausspruch abgegezogen sein: "Heute Nacht muß
ich die Festung haben und wenn sie an einem Zwirnsfaden
am Himmel hängt." Er soll aber die Festung nicht
bekommen haben, dagegen einige Stunden später schwer
verwundet in sein Quartier (Ludwigs Haus) gebracht
worden sein.
1812 hatte Arenberg
wieder Einquartierung, als die franz. Truppen auf den
Zug nach Rußland hier durchzogen. Schon bald darauf
sah der 0rt russische Einquartierung auf dem Zug nach
Frankreich.
Bis zum Jahr 1871
war Arenberg auch Grenzort und deshalb Zollstation.
Das Zollhaus und die Zollschranke standen auf dem Kiessel am Eingang
des Ortes von Neuhäusel her. Unter den Folgen des verlorenen
Krieges (1914-18) hat Arenberg ganz besonders zu leiden.
Ebenso wie Koblenz und Ehrenbreitstein brachte ihm
der Fortfall der Garnison, die immer gern mit ihren
Angehörigen Arenberg besuchten und gern gesehene Gäste
waren, einen bedeutenden Ausfall. Diesen sucht die
Gemeinde und der bestehende Verkehrsverein durch vermehrten
Fremdenzuzug wieder wettzumachen, ein Unternehmen dem
durch die allgemeine schlechte Wirtschafts- und Finanzlage
gewisse Grenzen gezogen sind. Trotzdem ziehen die schönen
Wälder, die herrliche Lage von Arenberg, sowie die
überaus schönen Fernblicke auf Rhein und weitere Umgebung,
alljährlich viele Erholungssuchende wieder nach hier.
Die vielen schönen Spaziergänge und Wanderungen in
die nähere und weitere Umgebung machen den Aufenthalt
in Arenberg angenehm und abwechselungsreich.
Immendorf
Am Ausgang der Anlagen
von Arenberg liegt versteckt im Tal das etwa 600 Einwohner
zählende Immendorf. Der kleine Ort hat eine weit zurückreichende
Vergangenheit und ist mit der Geschichte von Arenberg
reich verbunden. Beispielsweise hatten früher beide
Orte eine gemeinsame Gerichtsbarkeit. Das Gericht (ein
Schöffengericht) tagte je nach Bedarf in den beiden
Orten. Die Schöffen stellten beide Orte gemeinsam.
Immendorf gehört zur Pfarrgemeinde Arenberg und so
hat auch die Immendorfer Bevölkerung an dem Aufbau
und der Auschmückung der Arenberger Kirche und der
Anlagen großen Anteil. In früherer Zeit war Immendorf
mit einem Wall umgeben, wahrscheinlich zum Schutz des
Ehrenbreitsteins. Inzwischen ist dieser bis auf unbedeutende
Reste abgetragen worden. Die Gemeinde Immendorf ist
in Besitze sehr schöner, umfangreicher Waldungen, deren
schattige Wege Besucher und Erholungsbedürftige zu
Spaziergängen einladen und angenehme Aufenthaltsmöglichkeiten
bieten. Der Wanderlustige hat von lmmendorf aus Gelegenheit,
Tages- und Halbtagestouren in die wunderschöne Umgebung
bis an den Rhein, die Mosel und die Lahn zu unternehmen.
Im Dezember 2001
aus Akten des Gemeindearchivs niedergeschrieben und
mit Fotos versehen.
Konrad Weber, Sohn
des Verfassers
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