Das
Arenberger Lapidarium 1137 Jahre nach der Schenkungsurkunde
Ludwig des Deutschen im Jahre 868
Konrad
Weber am 01. Juli 2005
Vorwort: Ein
Lapidarium (lat. Lapis Stein) ist ein Steinmuseum. Darin zeigen
wir sogenannte Findlinge, die durch Baumaßnahmen, Holzrücken
im Wald oder Ausackern ausgeworfen wurden. Die Steine stammen
aus verschiedenen Jahrhunderten und sind mit der Arenberger
Geschichte eng verbunden. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit
sind nunmehr alle Hindernisse ausgeräumt. An markanter und
leicht zugänglicher Stelle haben wir unter der Trägerschaft
des VVVAI am 1. Juli 2005 mit den ersten Steinsetzungen begonnen.
Im Vordergrund steht für uns zum Einen die Kleindenkmäler aus
grauer Vorzeit der Nachwelt zu erhalten und zum Anderen, die
mit den Grenzsteinen verbundene Geschichte wach zu halten.
Ganz
besonderer Dank für die tatkräftige Unterstützung des Projektes
gilt Herrn Hermann Marx und meinem Bruder Ludolf Weber, die
mir geholfen haben die Steine in Wald und Flur zu bergen und
an Ort und Stelle einzubetonieren. Ganz besonderen Wert lege ich
auf die Feststellung, keinen der hier gezeigten Grenzsteine
ausgegraben zu haben.
Das Schild am Lapidarium wurde am
5. April 2006 aufgestellt.
Die Sammlung ist mittlerweile
auf 29 Exemplare angewachsen (Stand September 2011).
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Die mit KP und HN bezeichneten Steine in der oberen
Reihe markierten die ehemalige Staatsgrenze zwischen dem Königreich
Preussen und dem Herzogtum Nassau, dem entsprechen die eingehauenen
Initialen KP und HN auf der Vorder- bzw. Rückseite des Steines.
Der Volksmund hatte damals sehr schnell die Initialen umgedeutet:
" Knappe Portionen" bei den Preussen und "Herrlich
und Nobel" in Nassau. Geborgen wurde der Stein am Do.
11. August 2005. Der ehemalige Standort war im Wald beim Schafstall
in der Nähe der Bahn 14 des Golfplatzes. Er wurde offenbar
beim Holzrücken ausgeworfen. . Sein Pendant stand am Bach bei
den "Niederberger Wiesen" und wurde am 3. Sept. 2005
geborgen.
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Der mit CT bezeichnete Stein stand auf der gleichen
Grenze, allerdings unter anderer Herrschaft. CT steht für Kur-Trier
(Chur-Trier), die Rückseite ist mit NW (Fürstentum Nassau-Weilburg),
der Jahreszahl 1788 und der Nr. 24 (Z4) beschriftet. Der Stein
wurde ein Jahr vor der französichen Revolution (1799) gesetzt,
ist stark beschädigt und wurde von uns kunstvoll mit einem
Basaltsockel versehen. Den CT/NW-Stein hat Herr Dieter Westerberg
vor Jahren im Wald gefunden. Der ehemalige Standort ist nicht
bekannt. Dankenswerter Weise stellte er uns kürzlich den sehr
seltenen Stein zur Verfügung, eine nachahmenswerte Geste, zu
der ich auch andere Arenberger, die Findlinge im Garten haben,
ermuntern möchte.
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Weiter ist ein Ensemble von H&M (Helff &
Meister) Grenzsteinen zu sehen; Findlingen aus der Arenberger
Gemarkung, die alle um 1825 gesetzt wurden. Die Maklerfirma
Helff&Meister in Koblenz hatte große Teile des ehedem Herford´schen
Besitzes in Arenberg den Nachfahren der Helfensteiner (von
Wrede) um 1825 abgekauft und danach mit insgesamt 149 Grenzsteinen
eingegrenzt. Die H&M-Grensteine sind in der Arenberger
Gemarkung, auf dem Hannarsch, auf der Weidwiese, im Wald, im
Dellenstück und sogar bis zum Mühlenbacherhof und den zugehörigen
Feldern zu finden.
Der Stein Nr. 72 (Foto) wurde im
Frühjahr 2003 am "Bildstöckchen" beim Holzrücken
ausgeworfen, kurz danach aufgefunden und sofort gesichert.
Der H&M-Stein Nr. 73 fiel dem Bau der Gasleitung
(Ringleitung) durch die EVM zum Opfer. Er stand ursprünglich
unten am Weg vom Bildstöckchen zur "Schmalbach" und
wurde 2004 unter Laub und Totholz gefunden und im April 2005
geborgen.
Die H&M-Steine 80 und 83 hatten das gleiche
Schicksal, auch diese wurden beim Bau der Gasleitung gerodet.
Sie standen früher an dem steilen Waldweg aus der "Schmalbach"
zu den Fuchsbauten, etwa 150 mtr. auseinander. Auch diese Steine
wurden im April 2005 geborgen.
Der H&M-Stein Nr.
87 wurde 2004 auf dem Dellenstück ausgeackert. Der H&M-Stein
Nr. 111 wurde 2003 im Wald an der Weidwiese bei Rodungsarbeiten
ausgeworfen.
Daneben steht ein H&M-Grenzstein mit
der Nr. 88, dem das Leben arg zugesetzt hat. Dieser Stein war
in einem Haus eingemauert und bei dessen Abriß kam er als Torso
zum Vorschein. Ein negatives Beispiel, wofür Grenzsteine herhalten
mussten. Der Nr. 88 zufolge dürfte er ehedem auf dem Dellenstück
gestanden haben.
Der stark beschädigte H&M-Stein mit der Nr.
116 stand ursprünglich im Waldstück südlich der Weidwiese.
Er wurde bei der Holzernte stark beschädigt und ausgeworfen.
Am 14. März 2007 wurde der Stein ins Lapidarium gesetzt. Die
Nr. 128 stand ursprünglich in der Schmalbach und wurde unter Laub
und Totholz ausgeworfen aufgefunden und im April 2009 gesichert.
Erst am 17. April 2010 wurde der H&M Stein ins Lapidarium eingesetzt.
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Ein
sogenannter "Läufer"; ein Stein, der zwischen zwei
Hauptsteinen stand, wurde am Weg vom Dellenstück zum Bildstöckchen
gefunden. Er fiel Rodungsarbeiten zum Opfer und wurde am 28,
Sept. 2005 geborgen.
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Die Initialen CF deuten auf Frank von Cronenburg
hin. Dieser hatte Merga von Helfenstein geheiratet. Merga (Margarete)
starb am 15. April 1471. Ihr Grabmal aus rotem Sandstein befindet
sich in der Kastorkirche in Koblenz (Südseite). Der Stein weist
sehr schwere Schäden eines Pflugschares auf der rechten Seite
im Bereich des Buchstabens F auf. Deshalb ist hier auch eine
Fehldeutung möglich.
Bemerkenswert ist das runenartige
Zunftzeichen des Steinmetzes
Der Stein
wurde ausgeackert, im Frühjahr 2008 geborgen und am Sa. 30.
August 2008 ins Lapidarium eingestellt.
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Der
Wappenstein wurde 2004 ausgeworfen unter Totholz und Brombeergestrüp
im Waldersdorf gefunden und am 28. Sept. 2005 geborgen. Das
kunstvoll ausgearbeitete Wappen zeigt das St. Eustachius-Symbol
mit querliegender Wolfsangel und begrenzte mutmaßlich einen
Jagdbezirk. Der Stein dürfte
aus dem 16/17. Jhdt. stammen. Noch mein Großvater wußte (um
1927) von vier gleichen Grenzsteinen zu berichten, die
ehedem im Waldersdorf standen. Trotz intensiver Suche vor Ort,
konnten wir kein weiteres Exemplar mehr finden.
Im
Sommer 2010 wurde ein weiteres Exemplar in sehr gutem Zustand von Thomas
Schneider aus der Silberstraße beim Mähen im Waldersdorf entdeckt, er hörte ein
ratschendes Geräusch als das Mähwerk darüber fuhr. Der Stein ragte nur
mit seiner Kante kurz aus dem Boden und blieb im oberen Teil
unversehrt. Am Mo. 4. Oktober 2010 wurde das edle Fundstück ins Lapidarium
eingesetzt.
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Der
Koblenzer Stadtkronenstein stand ursprünglich in der Meerkatz
in Bachnähe. Das Stadtvermessungsamt Ko. hat den Stein
am 9. Nov. 2007 ersetzt und die Genehmigung zum Umbetten in
das Arenberger Lapidarium erteilt. Mein Bruder Ludolf und ich
haben den Stein dann am 13. Nov. 2007 geborgen. Der Stein
musste erst aufwändig und mit hohen Zeitaufwand mühsam gereinigt
werden, (er war mit weißer Farbe zugekleistert). Am Sa. 30.
August 2008 wurde der 100 Kilo schwere Stein von Ludolf Weber,
Hermann Marx und Stefan Ludwig ins Arenberger Lapidarium eingesetzt.
Neben der filigran herausgearbeiteten Stadtkrone, dem Koblenzer
Stadtwappen, steht rechts und links die Jahreszahl der Steinsetzung
1718. Die Grenzbegänge, die mit grossem Gefolge und Aufwand in etwa
zehnjährigem Rhytmus stattfanden, sind an Ort und Stelle durch
einen Steinmetz mit der Jahreszahl dokumentiert worden. Neben
1740 ist noch 1749, 1759 und unten etwas unleserlich 1769 zu
entziffern. Auf der rechten Seite sind noch zwei weitere Jahreszahlen,
nämlich 1787 und 179X eingetragen. Die letzte Ziffer ist abgeschlagen
und nicht mehr lesbar, vermutlich 1798. Im Jahr 1802 verlor
die Stadt Koblenz im Frieden von Lunéville den rechtsrheinischen
Wald an das Herzogtum Nassau.
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Stefan
Ludwig hat diesen Stein auf einem abgeernteten Feld ausgeworfen
im "Flürchen" gefunden. Am Fr. 29 August wurde der
Stein geborgen und am Sa. 30. August 2008 ins Lapidarium eingestellt.
Das Initial W kann zZt. noch nicht zugeordnet werden. Der Stein
ist aber sehr alt und weist mehrere schwere Riefen auf, die
von Pflugscharen stammen. Die Jahrhunderte haben ihre Spuren
hinterlassen.
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Alexander
Koennemann war um 1850 Besitzer des Mühlenbacherhofes. Er ließ
seinen Besitz mit AK-Steinen eingrenzen. Noch heute finden
sich um den Hof etliche AK-Steine, besondes im nördlichen Waldsaum
oberhalb des Hofgutes Mühlenbach. Die beiden hier gezeigten
AK- Steine standen früher an der alten Straße zum Mühlenbach
und wurden ausgeworfen aufgefunden.
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Der
mit VHF bezeichnete Stein (von Helfenstein) geht auf die Helfensteiner
auf Mühlenbach zurück. Der Stein fiel 2004 Rodungsarbeiten
im Wald zum Opfer. Der ehemalige Standort ist unklar. Gefunden
wurde der Stein am Weg zwischen Tannenallee und dem Bildstöckchen.
Die Helfensteiner starben 1579 aus (Johann XIV), demnach kann
man das Alter des Steins auf nahezu 500 Jahre schätzen.
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Der mit "D" bezeichnete
alte Grenzstein wurde im Febr. 2004 unter einer Hecke gefunden
und ist durch eine Baggerschaufel schwer verletzt worden. Das
eingemeißelte D steht für Dal (Ehrenbreitstein) und trägt die
Nr. 6. Nach 1652 gesetzte Steine trugen die Initialen DE. Das
hier gezeigte Exemplar ist also wesentlich älter. Ehrenbreitstein
hatte in früheren Jahrhunderten Feld und Waldbesitz in
der Arenberger Gemarkung. Mehrere Grenzsteine mit den Initialen
DE, Jahreszahl und laufender Nummerierung finden sich in Wald
und Flur.Der ursprüngliche Standort des Steins war im Waldersdorf,
er wurde in den 1960er Jahren bei der Kiesgewinnung ausgeworfen.
Geborgen wurde der Stein am 28.Sept. 2005.
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Der
mit FC (Fossa Castelli) bezeichnete Stein markierte die Wasserleitung
zur Festung Ehrenbreitstein. Er stammt aus der Niederberger
Gemarkung in Nähe der Eselsbachhütte. Geborgen wurde der Stein
am 11. Aug. 2005.
Der FC-Stein mit der Nr. 6 lag in der Schneiders-Wiese
in der Eselsbach im Quellbereich der ehemaligen Wasserleitung
zur Festung Ehrenbreitstein. Der Stein wurde uns von der
Familie Hans Schneider aus der Silberstraße zur Verfügung gestellt
und am 14. März 2007 in das Lapidarium eingesetzt.
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Der
PIB-Stein stand früher auf dem Hannarsch. Auffallend ist die
Dreiecksform, weitere PIB-Steine finden sich in der Arenberger
Gemarkung, allerdings ist deren Form viereckig. Eine eindeutige
Zuordnung ist z. Zt. noch nicht möglich. Vermutlich besteht
ein Zusammenhang mit der Philipsburg in Ehrenbreitstein und
dem Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck, der am 14. Juni 1692
den Besitz in Arenberg dem Marienkloster für 4000 Gulden abkaufte.
Das seltene Exemplar wurde uns von dem damaligen Ortsvorsteher
Konrad Zimmermann zur Verfügung gestellt. Diese hochherzige
Geste wird zur Nachahmung empfohlen. Ein weiteres Exemplar
(Foto) wurde bei einer Treibjagd im Herbst 2005 von Peter Marx
aufgefunden und von Hermann Marx geborgen. Die No. 64 stand ehedem
an der Weidwiese und wurde bei Rodungsarbeiten ausgeworfen.
Ins Lapidarium einbetoniert am 17. April 2010.
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Der
NU-Grenzstein (Niederberg/Urbar) stand bei der Dreispitz und
wurde beim Verlegen der Stromleitung zum Telekomsendemast ausgeworfen
und schwer beschädigt. NU-Steine begrenzten ursprünglich den
Niederberger und Urbarer Wald. Als Niederberg 1936 nach Koblenz
eingemeindet wurde, kam der Niederberger Wald in den Besitz
der Stadt.
Wird bei Bedarf fortgesetzt.
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Hier meine treuen Helfer nach getaner Arbeit, denen
ich auf diesem Wege Dank sage.
vlnr.: Stephan Ludwig
Ludolf
Weber
Hermann Marx
K. Weber im Sept. 2008
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