- Arenberg, (auch Oelberg) meistens
aber "Rother Hahn" genannt, nach einem
16301 daselbst errichteten Wirthshause mit
ehemals großen
Stallungen bekannt, liegt an der Ehrenbreitstein-
Frankfurter Bezirksstraße nach Frankfurt. Ein alter
Meilenstein vor Neuhäusel
gibt 2 Stunden Entfernung bis Koblenz und 19 Stunden
bis Frankfurt a/M. an. Erwähnte Straße wurde 1789
unter kurtrier‘scher Landeshoheit größtentheils
neu ausgebaut. Der gesamte Verkehr ging damals
per Achse auf dieser Straße sowohl zur Frankfurter,
als wie auch zur Leipziger Messe, die in dieser
Zeit fast den ganzen Warenverkehr vermittelten.
Derselbe wurde durch die großen sog. welschen Karren
ausgeführt. Als Übernachtungs- und Ausspannstation
wurde es dann in der ganzen, damals den Verkehr
vermittelnden Geschäftswelt bekannt. Sein früherer
Name (vielleicht schon zu Römerzeiten) war Ober
am Berg, im Gegensatz zum benachbarten Nieder am
Berg, Niederberg. Spuren aus Römerzeiten befinden
sich, außer gefundenen alten Münzen, ja noch heute
in den Resten des alten römischen Grenzpfahlgrabens
(Limes) in dem Walde
oberhalb Arenberg, die ja theilweise noch heute
sichtbar sind, nach fast 2000 Jahren. Aber auch
als Heerstraße wurde selbe des öfteren, so 1812
durch einen Theil des französischen Heeres auf
dem Zuge nach Rußland
unter Napoleon benutzt, als wie auch ein Jahr später
als Rückzugstraße von den nachdrängenden siegreichen
Russen verfolgt. Erinnerungen an jene Zeit sind
heute noch genug, zumal bei älteren Leuten, u.a.
auch am Castorbrunnen in Coblenz vorhanden. So sollte bsp.weise
dazumal das benachbarte Immendorf auf Befehl eines
russischen Generals zusammengeschossen werden,
weil infolge der harten Bedrängnisse durch die
rohe Soldateska paar Kosaken verschwunden bezw.
vermißt wurden. Die Geschütze waren oberhalb Arenberg
schon aufgefahren, und nur auf kniefälliger
Fürbitte der Frau des damaligen Kellners (Verwalter)
Dötsch, im alten Ludwig´s Haus, allwo der General im Quartier lag, wurde der
harte Befehl zurückgenommen. Im Jahre 1799 lag,
bei der Belagerung der Festung
Ehrenbreitstein durch die Franzosen, ein franz.
General in erwähnten Hause im Quartier. Selbiger
General ritt an einem gewissen Abende gen Arzheim
zu mit den Worten: Heute Nacht muß ich die Festung
Ehrenbreitstein haben, und wenn selbe an einem
Zwirnsfaden am Himmel hängt. Nach mündlicher Überlieferung
brachte man ihn zwei Stunden später zurück in sein
Quartier; beide Beine waren ihm abgeschossen, -
die Festung hatte er noch lange nicht.
Bei
erwähnter Belagerung hatten die Franzosen ihre
Schlächterei u. Bäckerei in der sog. Weickertswiese.
Auch wurde damals die gesamten Weinbergsanlagen in der
Eselsbach u. im Hangarsberg zerstört. Die sonstigen
Leiden u. Drangsale während dieser Belagerung,
so u.a. die Zerstörung und Verbrennung der alten
Pfarrbücher von Arenberg etc, schildert der damalige
Pfr. A. Ludwig
von Arenberg, wohl in Archiv in Coblenz aufbewahrt.
Selbe sind in Cobl. Volksztg. mitgetheilt von Pfr.
Simon in Lay a.d. Mosel, einem geb. Ehrenbreitsteiner.
Inwieweit die früheren Schloß- und Grundherren
von Mühlenbach, zumal die von Helfenstein eine
bedeutende Rolle in der Geschichte auch von Arenberg
spielen, sei erwähnt, daß der heute noch stehende
alte Schloßthurm, welcher in Kriegszeiten zur Verteidigung
unter Wasser gesetzt werden konnte, das Gegenstück
zu dem Kirchthurm an der früheren alten Arenberger
Kirche war. Die Schloßkapelle daselbst war der
heil. Agatha geweiht. Vor dem Schloßweiher waren
noch in meiner Jugendzeit vier auf Postamenten
(Pilaster), aufgestellte Figuren, die vier Jahreszeiten
(Frühling, Sommer, Herbst und Winter) darstellend, welche der ganzen
Umgebung ein herrschaftliches Gepräge gaben. Ein
Platz im nahen Walde, wo die Ritter u. Knappen
ihre Turniere abhielten, wird heute noch Tummelplatz
genannt. Die damalige Herrschaft Mühlenbach besaß
auch in den zugehörigen Orten Arenberg u. Immendorf
ein eigenes Gericht, allwo der Schloßherr auch
Gerichtsherr war, (Näheres siehe in der Geschichte
v.Helfenstein. v. Dr. Michel - Coblenz)
-
- Ein historisches Beweisstück
hiervon bildet u.a. ein alter Grabstein, (aufgemauert
in Gartenumfassungsmauer des Verfassers) 2.
Die Inschrift auf erwähnten Grabstein lautet:
-
- Lorentz Reichart starb in seinem Altder
a.d. 80 Jahr,
- den 9. Mayus, Jahr anno 1718.
gewesener altesten
- Gerichtscheffen in der Herrschaft
Mühlenbach.
-
- Mit Johann XIV. v. Helfenstein,
gest. 1579 erlosch der Mannesstamm derer v.H.,
und wurde die Erbfolge nunmehr in weiblicher Linie
fortgesetzt. So heiratete eine Tochter Wilhelma
des zuletzt genannten Joh. 14., einen gewissen
Otto von Rolshausen, aus dessen Zeit sich noch
verschiedene große Mendiger Marksteine mit Wappen
und Jahreszahl, an alter Emser Straße, im Urbarer
Walde rechts u. links befinden, Selbe tragen die
Jahreszahl 1589; sowie die eingehauenen Buchstaben
0.R.M.
Otto
Rolshausen Mühlenbach. Ein
anderer alter Mendiger Markstein, in sog. Brückwiese
am jenseitigen Waldrande, trägt Wappen mit Krone
u. die Jahreszahlen 1718 auf Vorderseite, 1749
auf der
Rückseite, mag aus der v. Wrede´schen Zeit herrühren.
(Hier irrte
mein Großvater, es handelt sich um einen sogen.
Koblenzer Stadtkronenstein aus dem ehem. Koblenzer
Stadtwald. Dieser Stein ist in einem Rondell vor
dem Golfhotel Denzerheide ausgestellt. KW) Aus der v. Helfensteiner Linie möge
noch besonders Johann der VIII. Junker zu Mölenbach
u. dessen zweite Gemahlin Agnes v. Lahnstein erwähnt
werden, die als Stifter u. Gyffter, (Geber) der
Pfarrei, sich durch reiche Dotierung, (Pfarr u.
Kirchengut) ein bleibendes Denkmal in den Herzen
der Pfarrkinder gesetzt haben. Ihre Gebeine ruhten
zuerst in der alten Arenberger Pfarrkirche; jetzt
ist auf dem neuen Kirchhofe, Pfarrer Kraus hat ihnen zum dauernden Andenken
ein schönes Grabmonument errichtet. Durch ihre
reichen Schenkungen an liegendem Gut wurde die
Pfarrei in früheren Jahren als eine der bestdotierten
in hiesiger Gegend angesehen und begehrt. Mit dieser
Fundierung war gleichzeitig das Patronatsrecht,
bei der Besetzung der hiesigen Pfarrstelle verbunden.
Dasselbe übte zuletzt, als Nachfolger der Erben
Helfenstein und v. Wrede, Dr. v. Soist durch Präsentation
von Pfr. Kraus seligen Angedenken, aus. Nachfolgend
einiges über die Erbfolge v. Wrede. Hof u. Schloß
Mühlenbach waren mit Arenberg und Immendorf (Abtei
Herford´ sches später kurtriersches Lehngut). Im
Laufe der Jahre hatten es u.a. auch Helff und Meister,
1825 wurde das v. Wrede´sche Gut Fideicommiß, allodiffiziert,
(aufgetheilt) und unter Zustimmmg der Agnaten3
an Helff u. Meister verkauft, welche dasselbe wieder
parzellenweise verpachteten. Die vielen, theilweise
noch heute im Feld u. Wald, vorhandenen, nummerierten
Mendiger Grenz- u. Abmarkungssteine mit den eingehauenen
Buchstaben H & M rühren noch aus dieser Zeit
her. Überhaupt brachte diese Zerschlagung u. Auftheilung
der früheren Helfensteinschen, dann v. Wrede´schen
Güter eine völlige Umwälzung in den Erwerbs- und
Vermögensverhältnissen, sowohl in Arenberg, als
wie auch in der näheren Umgebung hervor. Da früher
außer dem Hofgut Mühlenbach, die 4 Erbpachthöfe
Ludwig´s, Halfmanns, Manesse u. Fetze (wohl die
Namen früherer Besitzer bezw. Pächter) sämtliches
Land in Erblehne (Pacht) hatten, konnte sich in
Arenberg kein seßhafter, lebensfähiger Kleinbauernstand
entwickeln. Erst erwähnte Auftheilung und Einzelversteigerung
brachte den einmaligen Umschwung hervor. Die äußerst
fleißige rührige Bevölkerung, stürzte sich, für
damalige geldarme Verhältnisse sehr schwer in Unkosten,
um sich liegendes Gut zu erwerben, und so quasi
das Handwerkszeug zum Erwerb zu haben. Und so wuchs
ein seßhafter Bauernstand heran, der den Grundstock
einer gewissen Unabhängigkeit und Wohlhabenheit
zeigte. Die etwas spätere Pfr. Kraus´sche Schöpfung
der heute weltberühmten Kirche u. Anlagen, trug
anderseits durch den starken Zustrom von fremden
Wallfahrer (leider heute meistens Schaulustige),
der starke Besuch der beträchtlichen Garnisonen
von Coblenz u. Ehrenbreitstein, trug auch wesentlich
zur wirtschaftlichen Hebung des Ortes bei. Die
Schattenseiten der Pfr. Kraus´ schen Schöpfung,
die Arenberg weltberühmt u. äußerst stark besucht
gemacht haben, sollen hier nicht erörtert werden.
Erwähnenswerth sei noch die verschiedentlich größeren
namhaften Stiftungen so u.a. der beträchtliche
Schul- und Armenfonds v. Wrede, der später getheilt
theilweise nach Ehrenbreitstein, zum andern Theile
nach Arenberg u. Immendorf kam. Die weitere Geschichte
von Hof u. Schloß Mühlenbach möge man aus Nachstehendem
ersehen: Gelegentlich der Jahrtausendfeier der
Zugehörigkeit der Rheinlande zum deutschen Reiche,
richtete ein Dr. Normann aus Herford i.W. (frühere
berühmte Abtei gleichen Namens), eine Anfrage an
das Bürgermeisteramt in Arenberg, betr. die Zusammenhänge
von Herford mit Arenberg bezw. Mühlenbach. Selbe
ist auf Anrathen von Altertumsforscher beantwortet
wie folgt: (Dr. Michel)*
-
-
- Coblenz, den 22.III. 1925.-
Sehr geehrter Herr Dr.
- Ihre Anfrage an das Bürgermeisteramt
Arenberg, betr. Die Zusammenhänge zwischen Herford
u. dem Mittelrheingebiet insbes. Arenberg beehre
ich mich in folgendem zu beantworten. Im Jahre
1906 habe ich ein Ergänzungsheft des Trierer
Archivs eine Geschichte der Herren von Helfenstein
erscheinen lassen, die sich ausführlich mit jenen
Beziehungen beschäftigt, soweit die spätere Herrschaft
Arenberg betreffen. Ich hatte s.Zt. die zu Münster
befindlichen Urkunden einsehen können. Dazu noch
folgendes:
- Sein Lehensrecht an Arenberg
Müllenbach verkaufte das Stift Herford 16924
dem Trierer Erzbischof. Das Gut selbst war 1626
zur Hälfte an Stephan v. Wrede, zur anderen Hälfte
an Otto Nikolaus v. Stein-Kallenfels gekommen,
als Nachfolger Helfensteinscher Töchter. Die letztere
kam zunächst an Joh. Wilh. v. Hunolstein, dann
durch dessen Tochter an Joh. Lothar v. Heddesdorf,
dessen Sohn sie der Witwe Anna Sabina v. Wrede
1715/17 verkaufte. Damals ruhte eine Abgabe
von 12 rh. 48 Mariengroschen, die uralte Pachtlehnsumme
für Herford darauf. Nach 1802 wurden die Vormünder
der Carl Engelbrecht v. Wrede damit belehnt. Bald
darauf wurde der Besitz zerschlagen und gelangte
um 50.000 rh. in bürgerliche Hände. Der heutige
Besitzer eines großen Theiles des Grundbesitzes
jener alten Herrschaft ist Dr. Albert Poensgen5
auf Elisenhof b. Ehrenbreitstein
- Gez. Dr. Michel
-
- Arenberg, den 13. Januar 1928
gez. Carl Weber
Dr.
Fritz Michel *17.09. 1877 +30.10. 1966 Ehrenbürger
der Stadt Koblenz und Ehrendoktor der Universität
Bonn 1927-1947 Chefarzt des Krankenhauses ev. Stift
St. Martin in Koblenz, Heimatforscher und Kunsthistoriker.
Zu seinen Ehren wurde von Prof. Eberhard Linke
ein Denkmal entworfen und vor dem ev. Stift St.
Martin 1989 aufgestellt. K.W.
- Anmerkungen:
1) Der
Rote Hahn wurde 1630 erstmals urkundlich erwähnt,
das Haus aber dürfte wesentlich älter sein.
2) Heute Silberstr. 5 3) Agnaten, männliche Erblinie, im Gegensatz
zu Kognaten, weibliche Erblinie. 4) Nach 824 Jahren
Herrschaft des Marien-Klosters Herford über Arenberg,
Immendorf und Mühlenbach. 5) Die Familie Poensgen
verkaufte den Wald und den Mühlenbacherhof, nur der
Elisenhof blieb in Familienbesitz.
- Kirchliche Nachrichten über
die Pfarrei Arenberg, die leider momentan nicht
zur Stelle sind, befinden sich im sog. De Lorenzi*
in Trier.
- Der Verfasser
*De
Lorenzi war zunächst Pfarrer in Liebfrauen Koblenz,
später einflußreicher Bischof von Trier, gründete
das nach ihm benannte Diözesanarchiv. K.W.
-
- Kirchliche Nachrichten aus der
Pfarrei Arenberg.
-
- Nach De Lorenzi schon früh eine
Stätte des Gebetes und der Erbauung. Fromme gottgeweihte
Jungfrauen sog. Reklusen, wo? Am Ölberg, früher
Kramoer (oder ähnlich - nicht gut leserlich) genannt
alte Mooshütte an Stelle der heutigen Himmelfahrtsgrotte.
Weiter ein Eremit aus Wien gebürtig in braunem
Habit, wohnte in kleinem Zimmerchen, wo die heute
umgebaute Herz-Jesugrotte sich befindet. Sein Name
war Friedrich Carl Cäsarius Engel (gemeinhin Bruder
Cäsar) genannt. Die Pfarrei Arenberg ist nachweislich
(Pfr. Volk in. Rheinbrohl) schon sehr früh gegründet,
und von Joh. dem VIII von Mühlenbach (Helfenstein)
reichlich dotiert worden.
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